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Bei den Paralympics Bei den Paralympics 

Paralympics als Quelle der Motivation für Menschen mit Behinderung

Die Paralympischen Spiele in Tokio, die am 24. August beginnen, bieten die Gelegenheit, Menschen mit Behinderungen stärker ins Blickfeld zu rücken. Neben dem sportlichen Aspekt bestärkt dieser Wettbewerb sie in ihrem Kampf für eine größere gesellschaftliche Sichtbarkeit.


Die Paralympischen Spiele beginnen diesen Dienstag in Tokio und dauern bis Sonntag, den 5. September. Seit 1960 findet dieser Wettbewerb traditionell einige Wochen nach den Olympischen Spielen statt und bietet die Gelegenheit, die Leistung und den Mut von Menschen mit Behinderungen zu entdecken, die nicht für den Spitzensport prädestiniert sind. In diesem Jahr werden mehr als 4.000 Athleten aus 133 Ländern erwartet. Sie messen sich in 22 verschiedenen Sportarten, die auf die unterschiedlichen Behinderungen der Teilnehmer abgestimmt sind.

Schwimmen, Basketball, Rugby

Aus Frankreich ist unter anderem Ryadh Sallem vertreten. Er kam 1970 wegen eines durch Contergan verursachten Geburtsfehlers ohne Beine und mit nur einem Arm zur Welt; das Beruhigungsmittel Contergan wurde bis in die 1970er Jahre auch schwangeren Frauen verschrieben und soll für mehr als 10.000 Fälle von Behinderungen weltweit verantwortlich sein. Sallem ist seit mehr als 30 Jahren Spitzensportler. Er ist in verschiedenen Sportarten aktiv, darunter Schwimmen, Rollstuhlbasketball und Rollstuhlrugby, und hat von 1992 bis 2016 an fast allen Paralympischen Spielen teilgenommen. Dieses Jahr ist er Ersatzspieler, aber mit fast 51 Jahren immer noch in der französischen Rollstuhlmannschaft aktiv.

„Ich ziehe meinen Hut vor den Medien, die den Athleten und ihren Familien sozusagen einen Lohn der Sichtbarkeit geben“

Im Interview mit Radio Vatikan erklärt Sallem seinen Einsatz für eine bessere Medienpräsenz des Behindertensportes. Es gibt da eine Entwicklung, sagte er uns, „aber sie ist leider nicht ausreichend“. Nach wie vor gebe es Ungleichgewicht in der Medienberichterstattung über den Behindertensport. „Für viele paralympische Athleten ist ihr Lohn Anerkennung, Beifall. Und für ihre Familie, ihre Freunde, ihren Ehepartner, ihre Kinder ist die Tatsache, dass sie in den Medien nicht vorkommen, oft noch härter, zumal sie sich auch aufopfern, um ihr Land auf höchster Ebene zu vertreten. Aber ich ziehe meinen Hut vor den Medien, die das Spiel mitspielen und den Athleten und ihren Familien sozusagen einen Lohn der Sichtbarkeit geben.“

Hier zum Hören:

Auf einem guten Weg

Sallem hat an sechs paralympischen Spielen teilgenommen, das erste Mal war er 1992 in Barcelona mit dabei. In der Frage der Sichtbarkeit habe sich ein echter Wandel vollzogen. „Über die Infrastrukturen hinaus gibt es eine Kultur, eine Mentalität, eine Zugänglichkeit auf der Ebene des Geistes, was das Thema Behinderung betrifft. Und das alles entwickelt sich immer mehr: So gibt es heute zum Beispiel keine Sporthalle mehr, die ohne Zugänglichkeitsstandards gebaut wird.“

„Und ich denke, dass es sich lohnt, in Afrika zu investieren“

Auch international sieht Sallem Bewegung. Behindertensport ist nicht mehr nur eine Sache für reiche Länder. „Natürlich sind die westlichen Länder führend, aber wir können sehen, was in Asien seit den Spielen in Peking alles geschehen ist. Es gibt also eine echte Revolution im Behindertensport in der Welt. Und ich denke, dass es sich lohnt, in Afrika zu investieren, denn zum ersten Mal werden die Paralympischen Spiele in 54 afrikanischen Ländern übertragen. Ich glaube also, dass die Dinge vorankommen, und zwar auf einem guten Weg.“

1995 war Ryadh Sallem an der Gründung eines besonderen Sportvereins beteiligt: CAPSAA (Cap Sport Art Aventure Amitié) ist mit seinen Angehörigen in Schulen, Gefängnissen und Unternehmen aktiv, um das Bewusstsein für Behinderungen und die Eingliederung von Menschen mit Behinderungen zu fördern.

„Zunächst einmal denke ich, dass es Champions im Alltag gibt!“

Viele paralympische Athleten gehen abseits ihrer sportlichen Aktivität einem Beruf nach. Ihre sportliche Leistung erleichtert auch die Integration in das Arbeitsleben – aber nicht nur das.

„Zunächst einmal denke ich, dass es Champions im Alltag gibt!“, erklärt Sallem. „Ein Spitzensportler zu sein, ist also nicht unbedingt jedem gegeben. Es gibt Menschen, die einfach nur normal leben wollen. Aber es stimmt, dass der Spitzensport, der die Leistungen behinderter Menschen ins Rampenlicht rückt, die Mentalität verändern kann.“

 

Das Interview mit Ryadh Sallem führte Cyprien Viet.

(vatican news – gs)

 

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24. August 2021, 12:54