USA: Forschende finden Hirnregion für Spiritualität
Von Christoph Ahrens, KNA
US-amerikanische Forschende glauben, den Sinn für Religion und Spiritualität zumindest teilweise in einer bestimmten Hirnregion verorten zu können. Das berichtet das „Deutsche Ärzteblatt" mit Blick auf eine in diesem Sommer im Fachmagazin „Biological Psychiatry" veröffentlichte Studie. Wurde dieses Areal bei Gehirnoperationen verletzt, so verringerte oder verstärkte dies je nach betroffenem Bereich die religiösen Gefühle der Patienten.
Der Sinn für Religion und Spiritualität dürfte damit nach vorläufigen Erkenntnissen der Forschenden schon sehr früh in der Entwicklung des Menschen entstanden sein. Gemeint ist das „periaquäduktale Grau", das auch als „zentrales Höhlengrau" bezeichnet wird: Es handelt sich um eine im Inneren des oberen Hirnstamms liegende Nervenzellgruppe, die unter anderem an der Schmerzhemmung, an Angst- und Fluchtreaktionen, aber auch an positiven Emotionen wie altruistischem Verhalten und bedingungsloser Liebe beteiligt ist.
„Wir waren erstaunt, dass dieser Gehirnschaltkreis für Spiritualität in einer der evolutionär am besten erhaltenen Strukturen des Gehirns zentriert ist", zitiert das Ärzteblatt den Leiter des Forschungsprojekts, Michael Adam Ferguson. Der Bostoner Neurowissenschaftler ist selbst sehr religiös aufgewachsen und beschäftigt sich vorrangig mit „Neurospiritualität", einer Disziplin, die Erkenntnisse aus Hirnforschung und Spiritualitätsforschung verknüpft.
Veränderungen nach Hirnoperationen
Wurde dabei das Periaquäduktale Grau verletzt, so änderte sich das spirituelle Empfinden der Patienten teilweise radikal. Bei manchen verstärkten sich die religiösen Gefühle nach der Operation, bei anderen wurden sie schwächer. Bestätigt wurden die Ergebnisse auch durch die Befragung von 105 Veteranen des Vietnamkriegs, die am zentralen Höhlengrau operiert wurden. Sie hatten ähnliche Erfahrungen gemacht.
Auch Gebet verändert Hirnaktivität
Dass alle Menschen diese Hirnareale haben, bedeutet aber eben nicht, dass auch alle Menschen religiös sein müssten. Ferguson vergleicht das mit Musikalität: „Manche Menschen werden durch Musik kaum angesprochen, andere hingegen sind hochmusikalisch. Und so ist das auch bei Spiritualität: Manche Menschen berührt sie einfach nicht."
(kap – gs)
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