1 Monat nach dem Beben in Haiti: Lage immer noch dramatisch
Stefanie Stahlhofen und Giancarlo La Vella – Vatikanstadt
Durch das Beben Mitte August kamen mehr als zweitausend Menschen in Haiti ums Leben, es gab mehr als 12.000 Verletzte und mehr als 300 Menschen gelten immer noch als vermisst. Von den Überlebenden haben viele alles verloren - etwa 600.000 Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Hinzu kommt noch die schwierige politische Lage und die hohe Kriminalitätsrate im Land, so Pater Antonio Menegon:
„Es ist immer noch sehr dramatisch, vor allem in den Gebirgsländern, die das Erdbeben am stärksten getroffen hat, weil sie bereits mit großen Problemen zu kämpfen hatten. Und nun hat dieses Erdbeben Häuser zerstört, die man nicht einmal als Häuser bezeichnen kann, denn wir sprechen hier von Behausungen, die aus Lehm oder Pappe sind. Auch ist es sehr schwierig, in die betroffenen Dörfer zu gelangen, besonders für Krankenwagen. Die Leute dort sind also ziemlich isoliert. Und hinzu kommt noch ein anderer Aspekt: Der Staat befindet sich leider in den Händen bewaffneter Banden, die seit dem Erdbeben noch aggressiver geworden sind: Sie töten, entführen und greifen humanitäre Konvois an. Die Lage ist dramatisch."
Haiti leidet seit der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli unter einem Machtvakuum und befindet sich in einer handfesten politischen Krise, führt der Missionar aus:
„Jedes Mal, wenn ein neuer Präsident gewählt wird, kommt es zu Unruhen und Gewalt. Jetzt gibt es eine so genannte Regierung, es ist eine sehr schwache Regierung: Es soll Wahlen geben, aber noch ist unklar, wann. In dieser Situation ist die politische Lage noch besorgniserregender, denn anstatt die Probleme dieser armen Menschen zu lösen, verschlimmert sie diese."
Hunger als Folge des Bebens und der politischen Krise
Die katholische Kirche und der Kamillianer-Orden tun ihr Möglichstes, um die Not der Haitianer zu lindern, berichtet der Ordensmann:
„Wir haben sofort mit der Nothilfe begonnen und sind da immer noch aktiv: Zunächst einmal kommen in unser Krankenhaus in Port-au-Prince immer mehr kranke, traumatisierte Menschen, die wir behandeln. Das Krankenhaus schickt auch Krankenwagen, Ärzte und Krankenschwestern um den Kranken und Verletzten vor Ort zu helfen. Wir schicken auch Lastwagen mit Lebensmitteln in die Erdbebengebiete, denn eines der großen Probleme vor den Haiti aufgrund der Ereignisse jetzt steht ist der Hunger."
Hoffnungszeichen
Hoffnung macht Pater Menegon, dass sein Orden neben der Nothilfe auch bereits mit dem Wiederaufbau losgelegt hat. Begonnen wurde mit dem Bau einer Schule, wo Kinder ein Zuhause finden können und es neben Bildung auch etwas zu Essen gibt. Bildung und die Lösung des Hungerproblems sieht der Missionar als zentral, um aus der Not herauszufinden. Es gehe darum, den Menschen zu vermitteln, dass sie ihr Leben positiv beeinflussen können und das Schicksal des Landes in die Hand nehmen müssen, um aus der Armut herauszufinden. Auch die Nähe des Papstes helfe den Menschen in der aktuellen Lage sehr und mache ihnen Mut:
„Der Papst ist für die Menschen hier ein wichtiger Bezugspunkt. Das Volk ist sehr religiös. Sie haben großes Vertrauen in Gott. Wenn wir in solche Situationen kommen, dann gibt es vielleicht die Gefahr, den Glauben zu verlieren. Die Menschen hier reagieren jedoch mit erneuerter Hingabe, sie Vertrauen weiter auf Gott, der der Einzige ist, der ihnen die Kraft und den wirklich großen Mut gibt, eine so schwierige und dramatische Zukunft anzugehen."
(vatican news)
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