Kroatien: Tritte und Schläge an der EU-Außengrenze
„Nach Krieg, Verfolgung und Trauma in ihrer Heimat erleben Geflüchtete an den EU-Außengrenzen Tritte, Schläge und Erniedrigung“, so Care. Der Verband fordert, dass die Europäische Kommission in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden „die Menschenrechtsverletzungen an der EU-Außengrenze zügig aufarbeitet“.
Zur Verantwortung ziehen
Mitgliedsstaaten, die die europäischen Werte sowie europäisches und internationales Recht verletzten, sollten konsequent zur Verantwortung gezogen werden. Die Europäische Union müsse illegale Push-Backs und Gewalt an Geflüchteten „mit aller Macht verhindern“ und sicherstellen, dass Geflüchtete in der EU nach europäischem und internationalem Recht einen Antrag auf Asyl stellen können.
Die Care-Balkanexpertin Sumka Bucan wies darauf hin, dass das gewaltsame Vorgehen an der kroatischen Grenze „schon lange bekannt“ sei. „Wir haben schon häufig darauf hingewiesen, aber dennoch ist nichts passiert.“ Rund ein Drittel aller Geflüchteten, die über die sogenannte Balkanroute in die Europäische Union flüchten, stammen nach ihren Angaben aus Afghanistan und haben in ihrer Heimat Krieg, Verfolgung und Gewalt erlebt.
„Wie kann es sein, dass diese Menschen, Familien und Frauen mit Kleinkindern auf dem Arm, mit Schlagstöcken aus der EU geprügelt werden?“, so Bucan. „Diese Gewalt ist ein Versagen der lokalen Behörden, aber auch der gesamten Europäischen Union.“
Rund 16.000 Fälle von illegalen Push-Backs
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) befinden sich aktuell rund 4.000 Geflüchtete in Bosnien und Herzegowina; mindestens 1.100 von ihnen sollen sich dabei in inoffiziellen Unterkünften aufhalten. Die tatsächliche Anzahl der Geflüchteten ist „wahrscheinlich deutlich höher“, so Care. Alleine im Jahr 2020 dokumentierte das Danish Refugee Council nach Care-Angaben rund 16.000 Fälle von illegalen Push-Backs über die kroatisch-bosnische Grenze.
„Mit Hilfe unserer Partnerorganisationen verteilen wir entlang der Fluchtrouten in Bihac und Tuzla Nahrungsmittel, Hygienepakete und Trinkwasser und bieten besonders schutzbedürftigen Menschen kurzzeitig sichere Unterkünfte“, berichtet Bucan. „Doch dies reicht gerade einmal, um die nötigsten Bedürfnisse von wenigen Geflüchteten zu stillen.“ Derzeit seien die Temperaturen noch mild, doch der Winter nahe: „Wir sind besorgt, dass sich die Situation deutlich verschlechtert. Viele Geflüchtete harren in Wäldern und dünnen Zelten aus.“
(care – sk)
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