Beirut am Tag danach Beirut am Tag danach 

Libanon: Sorge über Gewalt in Beirut

Die internationale Gemeinschaft blickt mit Sorge auf den Libanon, der immer mehr Züge eines „gescheiterten Staates“ annimmt. Gewaltsame Zusammenstöße und Gefechte in der Hauptstadt Beirut haben am Donnerstag sechs Todesopfer gefordert.

Es war die schlimmste Gewalt im Libanon seit vielen Jahren. Sie brach aus, als Schiiten vor dem Justizpalast gegen einen Ermittlungsrichter demonstrierten. Der genaue Ablauf und die Hintergründe der Gewalt sind noch unklar. Nach offiziellen Angaben feuerten Heckenschützen in die Menge; daraufhin brachen Kämpfe aus, die erst nach Stunden durch das Militär beendet werden konnten.

Die Ermittlungen gelten der zerstörerischen Explosion im Hafen von Beirut vom August letzten Jahres, bei der 214 Menschen ums Leben kamen. Bei der Untersuchung werden auch Fragen zur Rolle der schiitischen Hisbollah aufgeworfen, die angeblich den fraglichen Teil des Hafens kontrollierte.

Tag der Trauer

Auch an diesem Freitag, den die Behörden zum Tag der Trauer erklärt haben, ist die Lage in Beirut gespannt. Die Gewalt vom Donnerstag ereignete sich an der Demarkationslinie, die während des libanesischen Bürgerkriegs (1975-90) muslimische und christliche Stadtviertel voneinander trennte. Wegen der Untersuchungen zur Explosion vom letzten Jahr, aber auch wegen der schweren Wirtschaftskrise des Libanon ist die politische Lage äußerst angespannt.

„Die Menschen sind verzweifelt“

Das internationale Hilfswerk „Kirche in Not“ macht auf die immer unerträglicher werdende Lage der Menschen im Libanon aufmerksam. „Die Menschen sind verzweifelt“, sagte Projektdirektorin Regina Lynch nach einem Besuch in Beirut. „Die Menschen haben wirklich große Schwierigkeiten, zu überleben. Es fehlen ihnen die grundlegenden Güter.“

Vor der Krise habe ein Lehrer zwischen 1.700 und 2.000 US-Dollar im Monat verdient. „Heute, angesichts der Inflation und der Abwertung des libanesischen Pfunds gegenüber dem US-Dollar, liegt sein Gehalt bei höchstens 120 bis 150 US-Dollar.“ Viele Christen wollten deshalb das Land verlassen.

Der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssef III. Younan, der in der Nähe von Beirut residiert, rief die libanesische Führung dazu auf, das Wohl des Landes über alles zu stellen. Die derzeitige Sicherheitslage bedrohe Leben und Sicherheit jener Menschen, die trotz der schwierigen Umstände entschieden hätten, im Land zu bleiben. Das sagte er bei einem Besuch in der niederländischen Stadt Arnheim.

(vatican news – sk)
 

- aktualisiert um 13.50 Uhr - 

Danke, dass Sie diesen Artikel gelesen haben. Wenn Sie auf dem Laufenden bleiben wollen, können Sie hier unseren Newsletter bestellen.

15. Oktober 2021, 11:02