Mosambik: Missionsschwestern teilen Schicksal der Vertriebenen
In Cabo Delgado im Norden Mosambiks kämpft seit 2017 eine Terrorgruppe, die sich als Mitglied des Islamischen Staates bezeichnet, um die Kontrolle über das Gebiet. Tausende Menschen starben, mehr als 670.000 sind Vertriebene im eigenen Land. Da konnten die Missionsschwestern vom Heiligen Karl Borromäus, kurz: Skalabrini-Schwestern, nicht wegsehen: Ihre Kongregation wurde seinerzeit mit der Berufung gegründet, Migranten im Sinn und Geist des Evangeliums zu helfen, vor allem den ärmsten. In Mosambik sind die Skalabrini-Schwestern schon seit 1994 präsent, und neuerdings leben drei Ordensfrauen an der Seite der Vertriebenen in der Region Chiúre.
Die Brasilianerin Marinês Biasibetti berichtet im Gespräch mit uns über das Drama der Menschen, das sie mit ihren beiden Mitschwestern täglich teilt. „Die Realität der Vertriebenen ist sehr krass“, erklärt die Ordensfrau. Vieles von den geplanten Vorhaben werde sich kaum realisieren lassen, weil es an allem fehle. „Das erste, worum die Menschen bitten, ist Nahrung, Wasser, die Möglichkeit etwas zu lernen, die Grundversorgung in ihrer Nähe zu haben - all diese Dinge, von denen wir wissen, dass sie menschenwürdig sind. Leider können wir in dieser Hinsicht fast nichts tun.”
„Oft wissen wir nicht einmal, was wir sagen sollen“, erklärt die brasilianische Schwester, „und dann hören wir einfach zu. Gestern Abend saßen wir hier in unserem Haus mit einem Mann zusammen, der anfing zu reden, und wir bemerkten, dass er das Bedürfnis hatte, über seinen Lebensweg zu sprechen, seit er weggegangen ist: über die Zeit, die er im Busch verbracht hat, wie lange er geblieben ist, bevor er von seinem Haus weggelaufen ist, während die Terroristen das Gebiet bombardiert haben, in dem er war – seine Familie war schon vorher geflohen. Er erzählte von der Angst aller Menschen in der Umgebung um ihr Leben. Er erzählte in der ersten Person die ganze schwere Realität, die er erlebte.“
Man brauche Kraft, solche Erzählungen auszuhalten, fährt die Ordensfrau fort. „Und wir werden stark sein, wir müssen es sein, denn die Realität, von der die Menschen in der ersten Person erzählen, ist erschütternd, herzzerreißend: was sie erlebt haben, was sie gesehen haben, die Gewalt, die Leichen, die Menschen, die weggebracht oder getötet wurden, und jetzt auch alle Auswirkungen, alle Folgen, denn wenn man in diese Umsiedlungen kommt, sagen die Menschen: Wir hatten unsere Kultur, unser Haus, die Kinder konnten lernen. Und jetzt?“
Was also können die drei Ordensfrauen in einer solchen Lage tun? Nochmals spricht Marinês Biasibetti von einer „Präsenz des Seins“ statt von einer „Präsenz des Tuns“. „So gerne wir auch Dinge tun würden, aber neben dem Tun müssen wir vor allem sein. Und das ist es auch, was die Menschen von uns erwarten. Wir verpflichten uns, eine Präsenz der Hoffnung und des Mitgefühls zu sein, bei ihnen zu sein und Missionarinnen zu sein.“
Die Provinz Cabo Delgado gehört zu den ärmsten und vernachlässigten Regionen im südostafrikanischen Mosambik. Die Konflikte durch die islamistischen Gruppierungen führten zu immer mehr Armut und einer enormen Vertreibungswelle. Laut den Vereinten Nationen ist die Ernährung für 900.000 Menschen in der gesamten Region nicht gesichert.
(vatican news – gs)
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