Ruanda: „Hier Hunger, dort Überfluss“
„Jeder will für sich allein leben. Die einen leiden Hunger, die anderen leben m Überfluss. Die einen leben im Krieg, die anderen kümmern sich nicht darum. Die einen haben viele Berufungen, die anderen einen großen Mangel.“ Das sagte der Bischof, der sich zum kirchlichen Weltmissions-Sonntag derzeit auf Österreich-Besuch befindet, dem „Tiroler Sonntag“.
Hinzu kämen die Probleme der Migration und des Rassismus: „All das sind menschliche Schwächen. Und doch haben wir ein großes Bedürfnis, Gemeinschaft zu leben“, so der 55-Jährige, der seit Ende März Bischof der Diözese Cyangugu in dem ostafrikanischen Land ist. Synodalität bedeutet für ihn, einander Brüder und Schwestern zu sein in einer Gemeinschaft, die von Offenheit und Zusammenarbeit geprägt ist. Eine Kirche, die sich als Gemeinschaft versteht, darf sich nicht den Problemen der anderen verschließen, sondern muss solidarisch sein, so Sinayobye.
„Lebendige Basisgemeinden“
Ruanda mit 12 Millionen Einwohnern hat eine „junge“ Bevölkerung. „Die Menschen leben von Ackerbau und Viehzucht, es gibt kaum Industrie. Die Sorge um genug Essen und Wasser beschäftigt die Menschen tagtäglich“, erzählt Sinayobye. Religion spiele eine große Rolle, Zwei Drittel der Bevölkerung sind Christen und knapp die Hälfte Katholiken. „Unter den verschiedenen Konfessionen und Religionen gibt es keine Konflikte, jeder macht seine Arbeit“, erzählte der ruandische Bischof. Die Pfarren in seiner Diözese mit ungefähr 300.000 Katholiken und 115 Priestern sind sehr groß.
In Ruanda leben die Menschen oft in kleinen, gemeinschaftlichen Strukturen, deshalb bieten sich sogenannte „Basisgemeinde“ als kirchlichen Lebensform an. „Die Basisgemeinden laden die Menschen ein, die christlichen Werte in ihrer engsten Umgebung, in ihrer Familie im Alltag zu leben. Sie umfassen etwa 15 Familien. Die Menschen lernen einander gut kennen, unterstützen sich auch materiell. Sie teilen das Wort Gottes, aber auch ihre alltäglichen Sorgen und Fragen“, erklärte Sinayobye.
Den ruandischen Genozid im Jahr 1994 beschreibt der Bischof als „Tragödie mit Gräueltaten von unvorstellbarem Ausmaß. Wer es erlebt hat, dem bleiben die Bilder für immer im Kopf. Es gibt Überlebende, die keinen einzigen Angehörigen mehr haben, niemanden.“ Der Völkermord habe Leid in materieller, sozialer und gesellschaftlicher Hinsicht hinterlassen. Dies mache die Versöhnung schwierig, „jedoch gibt es heute ein großes Engagement für die Versöhnungs- und Friedensarbeit und die Ideologie des Hasses ist überwunden“, so Sinayobye.
(kap – sk)
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