Berg-Karabach-Flüchtlinge: „Wir kämpfen ums Überleben“
Isabella Piro - Vatikanstadt
„Alles, was wir mit uns trugen, war ein Koffer“, erzählt Lida von ihrer Flucht aus ihrer Heimat Berg-Karabach nach dem Ausbruch des Konflikts zwischen Armenien und Aserbaidschan am 27. September 2020. Am 9. November 2020 wurde ein Waffenstillstand zwischen den beiden Ländern ausgehandelt, doch die Folgen des Krieges spüren die Menschen nach wie vor.
Insgesamt gibt es etwa 90.000 Flüchtlinge, von denen nur 25.000 in ihre Heimat zurückkehren konnten. Alle anderen sind in Armenien und kämpfen ums Überleben. Lida ist eine von ihnen: Sie lebt in Artaschat, einer kleinen Stadt am Kreuzungspunkt zwischen Armenien, Türkei und Aserbaidschan. Ihr Zeugnis wurde von der Päpstlichen Stiftung „Kirche in Not“ (ACN International) gesammelt, die im Oktober armenisches Gebiet besuchte, um herauszufinden, wie den Flüchtlingen wirksam geholfen werden kann.
Ohne Strom und Wasser
Die Wohnung, in der Lida lebt, ist spärlich eingerichtet, nur mit dem Nötigsten. Es gibt weder fließendes Wasser noch Strom, und ein großes Loch in der Decke gibt den Blick auf das obere Stockwerk frei. „Meine ältesten Söhne“, sagt sie, „kämpften im Krieg und überlebten, aber sie sind immer noch schwer traumatisiert und haben Schwierigkeiten, Arbeit zu finden“. Sie hat Tränen in den Augen, wenn sie von ihrem Haus in Berg-Karabach erzählt: Es wurde während des Krieges von Aserbaidschanern besetzt, wie sie auf Facebook erfuhr.
Hilfe für 150 Familien in Goris
In den ersten vier Monaten in Armenien erhielt Lida Hilfe vom Staat, aber jetzt nicht mehr. Zum Glück kann sie auf die Hilfe von „Kirche in Not“ zählen; das Hilfswerk bietet ihr und anderen Flüchtlingen materielle Hilfe sowie geistliche und psychologische Unterstützung an. Die Stiftung unterstützt insbesondere die Suche nach erschwinglichem Wohnraum für Bedürftige, hilft ihnen bei der Arbeitssuche und stellt Notfallausrüstungen für 150 Familien in der Stadt Goris an der Grenze zu Berg-Karabach bereit.
Der Appell des Papstes
Beim Angelus am 1. November 2020, dem Hochfest Allerheiligen, rief Papst Franziskus zum Frieden in der Region auf: „Vergessen wir nicht, was in Berg-Karabach geschieht“, sagte er, „wo bewaffnete Zusammenstöße auf brüchige Waffenstillstände folgen, mit einem tragischen Anstieg der Zahl der Opfer, der Zerstörung von Häusern, Infrastrukturen und Kultstätten, unter immer massiverer Beteiligung der Zivilbevölkerung“. Deshalb appellierte er eindringlich an die beteiligten Parteien, „das Vergießen von unschuldigem Blut“ zu beenden. Gewalt könne nicht durch Gewalt gelöst werden, so Franziskus, sondern nur durch „aufrichtige Verhandlungen“. Schließlich galten seine Gedanken und seine Verbundenheit all jenen, die unter den Folgen des Krieges leiden.
(vatican news – pr)
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