Burkina Faso: Weihnachten mit mehr als 1,3 Millionen Binnenvertriebenen
Bartholemew ist Katholik und Vater von sieben Kindern. Er musste in die Hauptstadt Ouagadougou fliehen, als islamistische Aufständische sein Dorf in Dablo, im Norden Burkina Fasos, angriffen.
Dem internationalen katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ hat er erzählt, wie Weihnachten war, bevor seine Familie von den Terroristen vertrieben wurde. „In Burkina war der Weihnachtstag bei uns immer ein Familienfest, denn Weihnachten ist das Fest der Kinder. Die Kinder bastelten Weihnachtskrippen, mit denen sie singend und den Herrn lobend von Haus zu Haus zogen. Es war ein sehr schönes Fest.“
Weihnachten fern der Heimat ist nicht mehr dasselbe...
Weihnachten fern der Heimat sei nicht mehr dasselbe, da es für die Flüchtlinge nun nur noch ums blanke Überleben ging und man versuche, das Wenige, das man habe, mit den anderen zu teilen.
Durch die Krise in Mali und das Eindringen dschihadistischer Terrorgruppen kam ein radikaler Islam ins Land, der den sozialen Zusammenhalt zu untergraben begann. Wie „Kirche in Not“ berichtet, wurden seit 2016 mehr als eine Million Menschen vertrieben: „Die Terroristen hatten es gezielt auf Christen abgesehen und zwangen viele zur Flucht. Die Ortskirche tut alles, um diese vertriebenen Familien zu unterstützen.“
Christen im Visier
Bartholemew hätte vor dem Aufstand von Ackerbau und Viehzucht gelebt, so „Kirche in Not“ weiter: „Er und seine Familie führten ein einfaches und friedliches Leben. Die Mehrheit der Bevölkerung war nicht katholisch, aber die Katholiken hatten eine kleine Kapelle, wo sie ihren Glauben praktizieren konnte. Der örtliche Priester wurde von acht Katechisten bei der Betreuung der Gläubigen unterstützt. Die Katholiken in Dablo hatten ein friedliches Leben – bis die Islamisten kamen.“
2019 hätten die Terroranschläge dramatisch zugenommen. Die Terroristen hätten gezielt die örtlichen Christen - die Mehrheit davon Katholiken - ins Visier genommen. Viele Christen seien getötet, der Rest vertrieben worden, berichtet das katholische Hilfswerk.
Einmal hätten die Terroristen auch eine Kirche umstellt, sich gewaltsam Zugang verschafft und wahllos auf die Menschen geschossen, weiß Bartholemew zu berichten. Fünf Menschen und der Priester sind dabei ums Leben gekommen.
„Ich sehe noch ihre Gesichter noch vor mir“, erinnert er sich. „Einige von ihnen hatten Revolver, andere hielten Stahlstangen in der Hand... Danach schleppten sie alles in die Mitte der Kirche – Kirchbänke, liturgisches Gerät und Bücher – und steckten es in Brand. Wir rannten aus der Kirche. Ich kann dem Herrn nur danken, dass sie mich und meine Familie nicht umgebracht haben.“
Der von den Terroristen ermordete Priester, Pater Simeon Yampa, war zum Zeitpunkt des Angriffs seit etwa einem Jahr in der Gemeinde. „Statt zu fliehen, hat er versucht, mit den Terroristen zu verhandeln. Er wurde am Sonntag des Guten Hirten getötet,“ so „Kirche in Not.“
Am nächsten Tag floh die Familie: Der Vater auf einem Fahrrad, seine Frau Antoinette Sawadogo und die Kinder mit dem Auto. Sie mussten ihr gesamtes Hab und Gut zurücklassen – auch ihr Vieh, das ihre Lebensgrundlage war. Sie flüchteten ins 195 km entfernte Ouagadougou, wo der älteste Sohn lebt, berichtet „Kirche in Not“. Bartholemews Geschichte sei kein Einzelfall. In Burkina Faso gebe es rund 1,3 Millionen Binnenflüchtlinge, die durch die Islamisten vertrieben wurden.
(aciafrica – skr)
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