Weihnachten in Gaza
Gaza ist die wichtigste Stadt im Gazastreifen; es beherbergt mit 600.000 Einwohnern fast die Hälfte aller Einwohner, meist palästinensische Flüchtlinge. Die Bevölkerung des Gaza-Streifens ist sehr jung, etwa drei Viertel der Einwohner sind unter 30 Jahre alt.
Pater Gabriel Romanelli ist der katholische Priester in der Stadt, Hausherr der Kirche zur Heiligen Familie. „Dieses Jahr haben wir an Weihnachten verschiedene Initiativen durchgeführt“, erzählt er in unserem Interview. „Zunächst das Gebet mit Rosenkranzmeditationen. Und dann eine lebendige Krippe, an der auch die kleinen Kinder sich beteiligen konnten. Auf diese Weise haben wir Weihnachten gefeiert. Außerdem haben wir verschiedene Geschenke an die Haushalte verteilt: Ein junger Mann, der als Weihnachtsmann verkleidet war, ging mit Geschenken und Schokolade in die Häuser.“
Trinksprüche und Bingo
Wie üblich kam auch dieses Jahr vor Weihnachten der Lateinische Patriarch von Jerusalem zu Besuch nach Gaza: Erzbischof Pierbattista Pizzaballa, ein Italiener wie Romanelli. „Der Patriarch konnte dieses Jahr glücklicherweise kommen und viele Familien und Schulen besuchen. Und dann haben wir am Abend des 24. die Christmette gefeiert, auf die ein Moment der Geselligkeit folgte – Trinksprüche und auch traditionelle Spiele wie Bingo. Mit den Jugendgruppen, einschließlich der Pfadfinder, haben wir auch die älteren Menschen besucht und mit ihnen Weihnachtslieder gesungen.“
Die Christen arbeiten nach Pater Romanellis Darstellung untereinander zusammen, und sie kooperieren auch mit muslimischen Gläubigen. Das Weihnachtsfest ist eine willkommene Unterbrechung im Alltag, der für die Bewohner des Gaza-Streifens ausgesprochen hart ist.
„Es ist nicht leicht, sich ihr Leben vorzustellen. Der Gazastreifen ist eine Art großes Gefängnis, in dem die Menschen nicht rausgehen und nicht reinkommen können. Aber natürlich versuchen wir, ihr Leben so normal wie möglich zu gestalten. Dabei kommt der Pfarrei eine sehr wichtige Rolle zu. An den Nachmittagen verbringen die Familien viel Zeit in der Pfarrei; jeden Tag gibt es verschiedene Aktivitäten: Weiterbildung, Nachhilfestunden, Singen, Liturgie und sogar Spielen.“
Die Corona-Pandemie hat natürlich auch den Gaza-Streifen hart getroffen. Aber die Menschen leiden eher unter den wirtschaftlichen Folgen – und nicht so sehr unter den Einschränkungen der Bewegungsfreiheit.
Einschränkungen der Bewegungsfreiheit sind hier die Regel
„Die Menschen in Gaza sind, sagen wir mal, mehr als andere daran gewöhnt, Bewegungseinschränkungen zu erfahren! Sie wissen, was es bedeutet, sich nicht frei bewegen zu können. In dieser Hinsicht hat uns die Pandemie also besser vorbereitet gefunden. Dies ist ein Krisengebiet, in dem wir uns seit Jahren nicht mehr frei bewegen können!“
In ganz Palästina sind bisher ungefähr 3.670 Menschen mit oder am Corona-Virus gestorben. „Wir hoffen, dass es nicht zu einer Zunahme von Ansteckungen kommt, aber wir versuchen als Gemeinde, das Leben der Menschen so normal wie möglich zu gestalten. Selbst in den schwierigsten Tagen haben wir die Sakramente zu den Menschen nach Hause gebracht, und jeden Tag haben wir Unterricht, Freizeiten und Aktivitäten über Internet fortgesetzt. Wir haben alles getan und werden dies auch weiterhin tun, damit sich niemand allein gelassen fühlt.“
(vatican news – sk)
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