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Um Weihnachten hielt die Gewalt im im Bundesstaat Kayah an - die Vereinten Nationen forderten zum Jahreswechsel eine Waffenruhe Um Weihnachten hielt die Gewalt im im Bundesstaat Kayah an - die Vereinten Nationen forderten zum Jahreswechsel eine Waffenruhe 

Myanmar: Hoffen auf Feuerpause zum Jahreswechsel

Nach der Eskalation der Gewalt in Myanmar um Heiligabend haben die Vereinten Nationen (UN) für das Jahresende zu einer Waffenruhe aufgerufen. Die UN-Sondergesandte Noeleen Heyzer erklärte, sie sei in großer Sorge und mahnte das Militär und die Opposition zu einer Feuerpause. An Weihnachten waren im östlichen Bundesstaat Kayah Leichen von mindestens 35 Zivilisten entdeckt worden. Darunter waren auch zwei Mitarbeiter von „Save the Children", wie die Hilfsorganisation jüngst bestätigte.

Michele Raviart und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt

Laut weiteren Berichten wurden auch mindestens vier Kinder und Jugendliche getötet. Die Leichen der Zivilisten waren in ausgebrannten Fahrzeugen entdeckt worden. Menschenrechtler und eine im Kayah-Staat aktive Widerstandsgruppe machten die Militärjunta für das Massaker verantwortlich.  Der Journalist und Myanmar Experte Stefano Vecchia sieht die Lage in Myanmar mit Sorge:

„Der Konflikt verhärtet sich, die Auseinandersetzungen nehmen zu. Regierungstruppen treffen auf die Milizen der „Volksverteidigungsarmee“ der demokratischen Untergrundregierung, die sich bedroht fühlen und sich und die Zivilisten verteidigen wollen. Auch ethnische Milizen greifen zu den Waffen. Eine Folge dieser Situation ist, dass viele Menschen aus den betroffenen Gebieten fliehen, um sich in Sicherheit zu bringen - erst jüngst gab es etwa wieder Berichte von 20 Toten  bei Auseinandersetzungen in der Sagaing-Region", berichtet der italienische Journalist im Gespräch mit Radio Vatikan.    

Hier im Audio: Myanmar hofft auf Feuerpause zum Jahreswechsel - Der Journalist und Myanmar-Experte Stefano Vecchia im Interview mit Radio Vatikan

„Der Konflikt verhärtet sich, die Auseinandersetzungen nehmen zu“

Die Chefin der Hilfsorganisation „Save the Children“ forderte den UN-Sicherheitsrat nach dem Weihnachtsmassaker zum Handeln auf; die UN mahnten eine Untersuchung der Verbrechen an. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF erklärte, Zivilisten, humanitäre Helfer und Kinder müssten während Konflikten besonderen Schutz genießen. Unicef erinnerte an die Kinderrechtskonvetion, die auch Myanmar unterzeichnete. „Save the Children" hat nach der Ermordung seiner Mitarbeiter die Arbeit in einigen Regionen Myanmars vorübergehend eingestellt. Experte Stefano Vecchia beschreibt die Lage im Land als wirklich vertrackt: Aufarbeitung  ist ebenso schwierig wie die Arbeit von Hilfsorganistaionen, besonders auch von Katholiken:

Katholiken als Minderheit besonders im Visir

„Die Situation ist sehr komplex. Besonders internationale Nichtregierungsorganisationen haben nur einen sehr eingeschränkten Handlungsspielraum. In den Konfliktregionen verdächtigt die Militärjunta sie, besonders in Gebieten ethnischer Minderheiten, die sich dem Militär nach dem Putsch vom Februar nicht unterordnen wollen, gemeinsame Sache zu machen. Im Visir sind hier Hilfsorganisationen auch verschiedener Religionen und besonders der katholischen Kirche, die ja auch einen beachtlichen Teil der ethnischen Minderheiten in Myanmar ausmachen." 

Im Kayah-Staat sind etwa die Häfte der Bewohner Christen. Auch Kardinal Charles Bo, der Erzbischof von Yangon, hatte die Ermordung der Zivilisten,  deren verbrannte Leichen zu Weihnachten entdeckt worden waren, scharf verurteilt und alle Konfliktparteien zu Dialog und Gewaltverzicht gemahnt. Das Land versinkt seit dem Putsch vom Februar in Chaos und Gewalt. Das Militär regiert mit brutaler Gewalt; die faktische Regierungschefin und Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi wurde gestürzt und vor Gericht gestellt. Im Januar soll ihr der Prozess gemacht werden - Beobachter sprechen von einem Schauprozess. 

Unterstützer von Aung San Suu Kyi protestieren in Myanmar
Unterstützer von Aung San Suu Kyi protestieren in Myanmar

Prozess gegen Aung San Suu Kyi im Januar

 „Die Lage ist extrem schwierig. Aung San Suu Kyi riskiert, falls sie für schuldig befunden wird, für die ihr vorgeworfenen Vergehen bis zu 120 Jahre Haft", sagt der italienische Myanmar-Experte Stefano Vecchia im Gespräch mit Radio Vatikan. „Sie und die ganze demokratische Regierungsriege, die sich formiert hatte, sind handlungsunfähig. Die Anklagen sind ein Druckmittel der Junta, um Aung San Suu Kyi und ihre Nationale Liga für Demokratie dazu zu bringen, ihren Machtanspruch über das Land aufzugeben und sich mit dem Militär zu einigen."

Aung San Suu Kyi hatte die Nationale Liga für Demokratie bei den Wahlen im Jahr 2020 in die absolute Mehrheit geführt - und die Armee marginalisiert, die sich dann gewaltsam wieder an die Macht brachte.  Bei landesweiten Protesten gegen den Putsch wurden Schätzungen zufolge bisher mehr als 1300 Menschen getötet und mehr als 10.000 festgenommen. Immer wieder gibt es Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen. Informationen von Einheimischen sowie Medienberichte aus Myanmar können aktuell jedoch kaum unabhängig überprüft werden.

(vatican news/diverse - sst) 

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29. Dezember 2021, 10:47