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Von Gewalt und Krieg überschattet: Weihnachten in Myanmar Von Gewalt und Krieg überschattet: Weihnachten in Myanmar 

Myanmar: Weihnachten in Schmerz und Schweigen

Während das asiatische Land durch Tötungen, Gewalt und ständigen Guerillakrieg erschüttert wird, bitten die Bischöfe Myanmars die Menschen, gesellschaftliche Veranstaltungen und Straßenfeste zu meiden. Wir sprachen mit einem Pater aus dem Land.

Mario Galgano und Federico Piana - Vatikanstadt

Auch von Geschenken und Abendessen raten die Bischöfe ab, stattdessen bitten sie um konkrete Gesten der Nächstenliebe. Pater Henry Naung spricht im Interview mit Radio Vatikan von zerstörten Dörfern und Kirchen und tausenden von Christen, die in die Wälder fliehen.

„Jeden Tag versuche ich herauszufinden, ob meine Familie noch am Leben ist oder ob ihr Haus in Brand gesteckt wurde“, so Pater Naung, der sich in Italien aufhält. „Viele meiner Landsleute werden Weihnachten im Dschungel feiern“, sagt der burmesische Geistliche im Interview mit Radio Vatikan.

Die Stimme von Pater Henry Naung ist voller Sorge. Jeden Morgen wache er früh auf, und das erste, was er tue - etwas, das zur Besessenheit geworden sei: Er schalte sein Handy ein und suche verzweifelt nach Nachrichten über die Lage in Myanmar. Dann versuche er, mit seiner Familie, seinen Freunden und den Priestern seiner Diözese in Kontakt zu treten, um zu erfahren, wie es ihnen gehe und ob jemand vermisst werde. „Ich versuche zu verstehen, ob sie noch am Leben sind, ob ihre Häuser noch stehen oder ob sie niedergebrannt wurden“, sagt er.

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Dörfer und Kirchen als Ziele

In seinem asiatischen Heimatland seien Guerillakriege, Morde und Massentötungen an der Tagesordnung. „In meiner Diözese Loikaw wurden viele Kirchen getroffen, einige vollständig zerstört, und die Christen sind geflohen“, berichtet der Priester, der sich derzeit zu Studienzwecken in Italien aufhält. Pater Henry Naung ist Mitglied der Kongregation der Missionare des Glaubens.

Ein Mitglied der Karen in Myanmar spielt mit ihrer Geige
Ein Mitglied der Karen in Myanmar spielt mit ihrer Geige

Unbeschreibliches Leid

Es sei nicht einfach, direkte Zeugenaussagen aus Myanmar zu erhalten. Die Telefonleitungen seien unsicher, die Internetverbindungen seien häufig unterbrochen. Und dann sei da noch die Angst vor Repressalien. Pater Naung konnte uns berichten, dass viele Menschen die Städte verlassen hätten: „Sie sind in den Wald geflüchtet, und für diese Menschen wird es an Weihnachten keine Möglichkeit geben, in die Kirche zu gehen. Sie beten im Dschungel und werden dort auch bleiben müssen.“ Zu diesen Binnenvertriebenen gehörten auch einige seiner Familienangehörigen, die ihre Verwandten in den Dörfern seit „zehn Monaten nicht mehr sehen konnten. Es ist ein unbeschreibliches Leid“.

Tränen der Solidarität

Die Bischöfe des Landes hätten die Gläubigen in allen Diözesen aufgefordert, zu schweigen. Keine gesellschaftlichen Veranstaltungen, keine Straßenfeste, keine Liederabende. Aber auch keine Geschenke, selbst wenn sie klein und von geringem Wert seien. Die Grundlage für eine solche Entscheidung sei der in der Bibel nachzulesende Brief an die Römer, in dem der Apostel Paulus sagt: „Freut euch mit denen, die sich freuen, und weint mit denen, die weinen“ (Röm 12,15). Da, so die Bischöfe, in Myanmar heute „viele Menschen bittere Tränen weinen, wollen wir auch mit ihnen solidarisch sein“.

Weihnachten im Herzen

„Weihnachten wird jedoch in den Herzen mit Gebet, Anbetung, Solidarität und Mitgefühl triumphieren“, fügt Pater Naung hinzu, der auch erklärt, dass die Gläubigen in der Adventszeit „24 Stunden lang eucharistische Anbetung gehalten haben, ohne jemals müde zu werden“. Viele würden an Heiligabend auf das Abendessen verzichten und das gesparte Geld denjenigen spenden, die in den Dschungel geflohen seien, um ihr Leben zu retten. Denn das sei das Herzstück von Weihnachten: wahre Liebe und grenzenlose Nächstenliebe.

(vatican news)

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23. Dezember 2021, 11:24