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Pakistanische Industrielle gedenken am 4. Dezember 2021 in Sialkot neben einem Foto des verstorbenen Fabrikmanagers aus Sri Lanka, der von einem Mob, der ihn der Blasphemie beschuldigte, zu Tode geprügelt und in Brand gesetzt wurde. Pakistanische Industrielle gedenken am 4. Dezember 2021 in Sialkot neben einem Foto des verstorbenen Fabrikmanagers aus Sri Lanka, der von einem Mob, der ihn der Blasphemie beschuldigte, zu Tode geprügelt und in Brand gesetzt wurde. 

Pakistan/Österreich: Jugend-Protest gegen Lynchjustiz

In der pakistanischen Stadt Lahore ist es am Samstag zu einem breit getragenen Protest gegen Lynchjustiz gekommen, wie das Hilfswerk „Christen in Not“ (CiN) berichtete. Der von der CiN-Partnerorganisation FACES in Pakistan organisierte Jugendrat für interreligiösen Frieden und Harmonie (Youth Council for Interfaith Peace and Harmony) protestierte gegen die religiös motivierte Ermordung eines Fabriksmanagers in Sialkot in der pakistanischen Provinz Punjab.

Es sei das erste Mal, dass eine interreligiöse Jugendorganisation es wagte, gegen extremistische Muslime auf die Straße zu gehen, so CiN-Generalsekretär Elmar Kuhn laut Aussendung.

Der Manager Priyantha Diyawadana wurde am Freitag ermordet, nachdem er beschuldigt worden war, Plakate mit dem Namen des Propheten Mohammed geschändet zu haben. Die pakistanische Nachrichtenagentur Dawn berichtet, dass Diyawadana, ein Staatsangehöriger Sri Lankas und nach Informationen von CiN ein Hindu, auf der Wazirabad Road in Sialkot von „Hunderten von Männern und jungen Burschen“ angegriffen wurde. Sie folterten den Mann zu Tode und verbrannten seine Leiche. Der Mob berief sich auf die extremistische Gruppe Tehreek-e-Labaik (TLP), die zur Ermordung von Personen aufruft, die der Gotteslästerung beschuldigt werden.

Gemeinsam gegen radikalen Islam auf die Straße gehen

Kuhn zeigte sich betroffen ob des Verbrechens und zugleich ermutigt angesichts des Protests dagegen: „Erstmals beginnt die Zivilgesellschaft, also Muslime, Christen und Hindus gemeinsam, gegen den radikalen Islam auf die Straße zu gehen. Es zeichnet die Jugendlichen aus, dass sie als Erste diesen Schritt wagen. Denn die Straße gehörte bislang dem aufgehetzten muslimischen Mob.“ CiN unterstützt den interreligiösen Jugendrat, „weil es zum Beginn für ein Umdenken und mehr religiöser Toleranz in der pakistanischen Gesellschaft führen kann“, so Kuhn.

Der CiN-Generalsekretär äußerte sich auch besorgt darüber, dass die pakistanische Regierung erst letzten Monat der Tehreek-e-Labaik einen legalen Status in Pakistan verliehen und den offiziellen Dialog mit der Gruppe begonnen hatte. Demgegenüber sei es ein Lichtblick, dass Pakistans Premierminister Imran Khan den Mord als „einen Tag der Schande für Pakistan“ bezeichnete. Auch der pakistanische Sonderbeauftragte für religiöse Angelegenheiten und interreligiöse Harmonie, Hafiz Tahir Mehmood Ashrafi, verurteilte den Lynchmord als „Verunstaltung des Islams“. Bisher wurden laut CiN 50 Personen verhaftet.

(kap/pm – mg)

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04. Dezember 2021, 12:18