Papst in Mytilene: Treffen mit traumatisierten Flüchtlingen
Felipe Herrera-Espaliat – Athen
Papst Franziskus wird am Sonntag im Aufnahmezentrum von Mytilene eine Gruppe Flüchtlinge treffen, die Großteils aus Afghanistan, aber auch aus Irak, Syrien, Palästina, Somalia und dem Kongo stammen. Unter den heute noch etwa 2.300 auf Lesbos lebenden Schutzsuchenden sind Familien, Mütter mit Kindern sowie alleinstehende Männer und Frauen.
Die meisten dieser Flüchtlinge leben immer noch unter „extrem schlechten“ Bedingungen in Containern und Zelten, ohne Zugang zu sanitären Einrichtungen, berichtet die lokale Caritas. Während die Schutzsuchenden auf langwierige Asylverfahren in Griechenland oder anderen europäischen Land warten, verbringen sie ihre Tage hinter Gittern und Stacheldraht und dürfen nur wenige Stunden pro Woche hinaus.
Extrem schlechte Lebensbedingungen
„Flüchtlinge können das Lager zum Beispiel nur zu bestimmten Zeiten verlassen oder wenn sie zu ärztlichen Terminen gehen müssen“, berichtet die Ärztin Öznur Zayakci, die die Flüchtlinge in Mytilene für „Ärzte ohne Grenzen“ psychologisch betreut.
Gewalt und Krieg, Folter und sexuelle Ausbeutung oder der Verlust von Angehörigen und Freunden, die im Meer ertranken – die Flüchtlinge hätten Schreckliches erlebt, viele litten unter Angstzuständen, Depressionen und posttraumatischen Belastungsstörungen, so Zayakci. Einige Kinder kämen mit Selbstmordgedanken an und verletzten sich selbst. Die prekären Umstände im Flüchtlingslager trügen nicht gerade dazu bei, solche seelischen Verletzungen zu lindern, so die türkischstämmige Psychologin:
„Generell sind die Bedingungen im Lager schwierig, wenn man jetzt an die kommenden Wintermonate denkt, es gibt keinen Strom, es gibt nichts zum Wärmen. Und es gibt auch keine anderen Möglichkeiten, um sich irgendwie aufzubauen, wenn man über mentale Gesundheit redet. Wie können dann Patienten, die Symptome von Depression oder Angststörungen zeigen, eigentlich weiterhin gestärkt werden und an einem Heilungsprozess teilnehmen?“
Heilung braucht geschützten Raum
Für eine Heilung sei ein geschützter Raum wesentliche Voraussetzung, macht die junge Frau klar. Doch ohne die Grundvoraussetzungen für ein normales Zusammenleben außerhalb des Lagers sei dies schwierig.
„Was die Patienten an erster Stelle brauchen ist ein Ort, an dem sie ernst genommen und mit Würde behandelt werden, ein Platz, an dem sie sich aufbauen und erholen können, sich ihre mentale Gesundheit zurückerarbeiten können – damit sie überhaupt ein Gefühl von Kontrolle oder Wertigkeit wieder aufbauen können.“
Wenn Papst Franziskus sich am Sonntag diesen Menschen zuwendet, verweist sein Besuch auch darauf: sich Schutzsuchenden anzunehmen bedeutet nicht allein Aufnahme unter jedweden Umständen, sondern ein Umgang in Würde und Heilung.
(vatican news – pr)
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