Das Schiff mit etwa 280 Migranten an Bord vor Lampedusa Das Schiff mit etwa 280 Migranten an Bord vor Lampedusa 

Italien: „Fragen wir uns, warum“

Pfarrer Carmelo Rizzo von der süditalienischen Insel Lampedusa reagiert bestürzt auf das erneute Drama von Bootflüchtlingen.

Vor zwei Tagen wurde ein Schiff mit etwa 280 Migranten aus Bangladesch und Ägypten vor Lampedusa gesichtet, das in Seenot war; sieben Migranten haben die Überfahrt nicht überlebt.

„Ich will gar keinen Appell lancieren, sondern nur eine Frage stellen“, so der Pfarrer von San Gerlando auf der Insel. „Ich will die Behörden fragen: Warum passiert so etwas immer noch? Warum sind immer noch so viele Menschen dazu gezwungen, bei dieser Kälte das Meer zu überqueren und den Tod zu riskieren?“

Kein Appell - nur eine Frage

Im Aufnahmelager von Contrada Imbriacola, das auf 250 Personen ausgelegt ist, halten sich derzeit 750 Migranten auf. Etwa 400 Migranten sollen auf ein Quarantäne-Schiff verbracht werden.

„Viele Menschen hier auf Lampedusa fragen sich: Warum immer noch dieses Sterben?“ Der Pfarrer hat, wie er der Nachrichtenagentur sir gegenüber erklärte, den Verdacht, dass die italienische Öffentlichkeit derzeit vor allem mit Corona und der Wahl des Staatspräsidenten beschäftigt sei; andere Themen hätten daneben offenbar keine Chance.

Der unbekannte Migrant

Rizzo will – wie üblich – bei Kommunen auf der Insel Sizilien nachfragen, ob sie auf den Friedhöfen Platz für die sterblichen Überreste der sieben toten Migranten haben. Auf dem Friedhof von Lampedusa gebe es leider keinen Platz.

„Vor drei Tagen wurde ein toter Migrant gefunden, von dem niemand gesprochen hat. Wir kennen noch nicht einmal seinen Namen… Die Untersuchungen laufen noch; und wir wissen nicht, ob er Christ war oder einer anderen Religion angehörte. Darum können wir derzeit noch nicht mal ein Gebet für ihn sprechen…“

(sir – sk)
 

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27. Januar 2022, 14:17