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Eine ältere Frau mit Gesichtsmaske geht am 19. Januar über die Karlsbrücke in Prag. Eine ältere Frau mit Gesichtsmaske geht am 19. Januar über die Karlsbrücke in Prag. 

Tschechische Republik: Säkularisierung wächst nicht weiter

So wie in der Slowakei sind diese Woche auch in der Tschechischen Republik die Ergebnisse der Volkszählung des Jahres 2021 vorgestellt worden: Bei einer Gesamtbevölkerung von 10,5 Millionen Menschen bekannten sich bei der erstmals elektronisch durchgeführten Volkszählung 13,1 Prozent zu einer Kirche oder Religionsgemeinschaft, 9,1 Prozent deklarierten sich als gläubig, ohne sich einer Glaubensgemeinschaft zuzurechnen.

47,8 Prozent bezeichneten sich als ungläubig und 30,1 Prozent machten keine Angaben. Zur Katholischen Kirche bekannten sich 741.000 Gläubige. Die Frage nach der Gläubigkeit war wie schon bei der Volkszählung von 2011 freiwillig zu beantworten.

Tomas Havlicek, Religionsgeograf an der Prager Karlsuniversität, deutete die Ergebnisse positiv. Der Trend zu einer anwachsenden Säkularisierung in der tschechischen Gesellschaft sei zum Stillstand gekommen und erstmals seit der Samtenen Revolution von 1989 habe sich in den Dekaden die Anzahl der Gläubigen nicht vermindert, sondern sei von 20 Prozent (2,16 Millionen) im Jahr 2011 auf 22 Prozent (2,33 Millionen) angestiegen.

In einer ersten Reaktion erklärte der Vorsitzende der Tschechischen Bischofskonferenz, der Olmützer Erzbischof Jan Graubner, für die Kirche sei das Ergebnis „nicht nur ein Aufruf zu einer besseren Verkündigung des Evangeliums, sondern auch zum Aufbau tieferer Beziehungen, die eine menschliche Gemeinschaft bilden und zum religiösen Glauben befähigen“. Michal Opatrny von der Südböhmischen Universität in Budweis (Ceske Budejovice) spricht von einer „positiven Nachricht, dass die Religion den Menschen nicht mehr gleichgültig ist“.

Zählt man die Anzahl der Personen, die sich zur Katholischen Kirche bekennen, mit jenen zusammen, die sich als Katholik bezeichnen, so ergibt dies in etwa denselben Stand wie bei der Volkszählung vor zehn Jahren. Die Gesamtzahl der Gläubigen, die einer Kirche oder religiösen Richtung zusprachen, hat in der vergangenen Dekade um 90.000 abgenommen, die Anzahl jener, die sich als gläubig ohne Kirchenbindung deklarierten, jedoch um 250.000 zugenommen.

Zahlen mit Vorsicht zu genießen

Die präsentierten Zahlen scheinen den Trend der vorhergehenden Zählungen zu bestätigen, sind aber laut Kritikern nur mit Vorbehalt für bare Münze zu nehmen. Denn sie wurden erstmals ohne Aufsicht erhoben und die vorgegebenen Kolumnen des digitalen Fragebogens konnten bei oberflächlicher Handhabung zu gravierenden Fehleintragungen verleiten. Die Leidtragenden der problematischen Methodik sind vor allem die kleinen Kirchen; bei den großen geben die Ergebnisse Auskunft eher über ihren harten Kern, der seine Eintragungen bewusst und wohlvorbereitet vorgenommen hat.

Wie unzuverlässig die Ergebnisse der jüngsten Volkszählung sind, erweist sich laut Beobachtern an den Zahlen der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder, der größten Kirche der Reformation in der Tschechischen Republik. Im Jahr 1991 votierten für sie 203.006 Personen, 2011 noch 51.858, nunmehr aber nur 32.577. In ihrer eigenen Kartei führt die Kirche jedoch 64.010 Mitglieder aller Alterskategorien und 28.111 als solche mit Stimmrecht.

Noch dramatischer erscheint die Entwicklung der Tschechoslowakischen Hussitischen Kirche, der sich 1991 178.036 und 2011 noch 39.229 Tschechen zurechneten, jetzt nur mehr auf 23.610. So wie bei den Katholiken sagt dies nichts über die Intensität des kirchlichen Lebens aus, sondern nur darüber, dass in der Tschechischen Republik im Unterschied zu allen ihren Nachbarn - von Polen und der Slowakei bis zu Österreich und (West-)Deutschland - das Ende der Volkskirche bereits eingetreten ist.

(kap – mg)

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22. Januar 2022, 13:51