Bischof Hinder: Froh, dass der Papst an den Jemen erinnert
Nach sieben Jahren Kampfhandlungen hat sich der Konflikt im Jemen in den letzten Wochen nochmals verschärft. Die Koalitionstruppen versuchen, die von den Houthi-Rebellen eroberten Gebiete zurückzuerobern, darunter auch die Hauptstadt Sana'a, die seit Jahren von den Aufständischen kontrolliert wird. Insbesondere die strategisch wichtige Stadt Marib steht derzeit im Zentrum der Kämpfe, die allein dort rund eine Millionen Menschen in die Flucht getrieben hätten, wie die Hilfsorganisation Oxfam erst diese Woche gemeldet hat.
Ein Konflikt, der kaum Schlagzeilen macht
Ein dramatisches Kriegsszenario, das der Papst auch in seinem Interview in der Talkshow-Sendung „Che tempo che fa“ am vergangenen Sonntag erwähnte, als er von Menschenleben sprach, die weniger zu zählen scheinen als der Gewinn durch Waffenverkäufe. Bischof Paul Hinder, Apostolischer Vikar von Südarabien und derzeit als Apostolischer Administrator auch für den Norden Arabiens zuständig, zeigte sich im Gespräch mit Radio Vatikan froh über diese Worte des Papstes:
„Der Papst hat sich über die Situation im Jemen geäußert und hat dabei vor allem auch das Los der Kinder angesprochen, die vielleicht am meisten unter der Kriegssituation leiden. Unter wie es bei Papst Franziskus üblich ist, ist er immer sehr entschieden gegen jede Art von Gewalt und vor allem auch den Handel mit Waffen.“ Eine Stimme, die dringend nötig ist, spiele der Konflikt im Jemen doch in der Weltöffentlichkeit kaum eine Rolle mehr, werde von anderen Ereignissen überschattet. „Manchmal habe ich den Eindruck, so wie wir das Handy auf lautlos stellen - wenn wir andere nicht stören wollen oder auch wenn wir das Klingeln nicht hören wollen -, so scheint es auch bei diesem Konflikt zu sein“, meint Bischof Hinder.
Von außen befeuert
„Und es ist klar, dass der Konflikt im Jemen nicht nur intern entzündet ist, sondern immer auch von außen angezündet wird durch das Engagement von verschiedenen Mächten, die im Jemen mitspielen bei dem Konflikt,“ betont der Apostolische Administrator für Arabien. „Wie reagieren? Ich wohne ja nicht im Jemen, ich kann auch nicht hin im Moment, weil es nicht möglich ist, das Land zu bereisen. Aber wir fühlen uns als Kirche auch in Solidarität mit den Menschen, die dort leiden, nicht nur mit den wenigen Christen dort, sondern mit der gesamten Bevölkerung, die unter diesem Konflikt leidet. Denn es ist die Realität, dass es nicht in erster Linie die Machthaber sind, die unter dem Krieg leiden, sondern es ist immer die zivile Bevölkerung und unter ihnen, wie der Papst richtigerweise gesagt hat, vor allem die Kinder.“ Über 10.000 Kinder sind seit Beginn des Konfliktes 2015 bereits ums Leben gekommen, zwei Millionen Kinder wurden aus ihren Häusern vertrieben und 2,3 Millionen unter fünf Jahren leiden unter akuter Mangelernährung – 400.000 von ihnen riskieren deswegen den Tod.
Die Worte des Papstes
Während des Interviews in der italienischen Radio- und Fernsehsendung „Che tempo che fa“ des italienischen Fernsehsenders RAI Tre sagte Papst Franziskus am vergangenen Sonntag: „Wie lange leidet der Jemen schon unter dem Krieg und wie lange sprechen wir schon über die Kinder des Jemen?“ Es gebe Kategorien, die wichtig seien, und andere, die ganz unten stünden, betonte Franziskus: „Kinder, Migranten, Arme, Menschen, die nichts zu essen haben“, sagte er und fügte hinzu: „Diese zählen nicht, zumindest nicht in erster Linie, denn es gibt Menschen, die diese Menschen lieben, die versuchen zu helfen, aber in der allgemeinen Vorstellung zählt nur der Krieg, der Verkauf von Waffen.“
Der Schweizer Ordensgeistliche Paul Hinder ist Apostolischer Vikar im Apostolischen Vikariat Südliches Arabien. Seit April 2020 betreut er zudem als Administrator das Apostolische Vikariat Nördliches Arabien. Somit ist Bischof Hinder für ganz Arabien zuständig.
(vatican news - cs)
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