Italien: „Bistümer sind bei Missbrauch in der Pflicht“
Paglia, der auch Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben ist, wandte sich gegen Gedankenspiele, wie in Australien, Frankreich oder dem Erzbistum München-Freising eine unabhängige Kommission mit der Untersuchung des kirchlichen Umgangs mit Missbrauchsfällen zu beauftragen. Eine solche Kommission sei in Italien nicht nötig, weil in dieser Hinsicht „kein Bistum autark“ sei, sondern von der vatikanischen Glaubenskongregation kontrolliert werde.
„Gewaltenteilung gebe es auch in der Kirche“
Der Erzbischof äußerte außerdem gewisse Zweifel an der Unabhängigkeit italienischer Staatsanwälte. „Jedes Bistum muss seine eigene Verantwortung wahrnehmen“, so Paglia wörtlich. „Gewaltenteilung“ gebe es auch in der Kirche; kirchliche Gerichte funktionierten schon „seit dem Mittelalter“, und die Glaubenskongregation kontrolliere auch die diözesanen Gerichte. „Natürlich muss man das alles auch umsetzen“, erklärte der Erzbischof. Doch sei es womöglich ein Irrtum zu glauben, dass eine „dritte Gewalt“ von außen zu nachhaltigen Änderungen im Innern der Kirche führen könne.
Paglia wies darauf hin, dass es in italienischen Bistümern schon lange Ansprechpartner für Opfer von Missbrauch gebe. Allerdings sei die Geschwindigkeit, mit der Bistümer auf Hinweise auf Missbrauch reagierten, von Fall zu Fall unterschiedlich. Da gebe es sicher noch Verbesserungsmöglichkeiten.
(radio24 – sk)
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