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Kolumbianische Soldaten an der Grenze zu Venezuela, wo es Zusammenstöße mit kriminellen Gruppen gibt Kolumbianische Soldaten an der Grenze zu Venezuela, wo es Zusammenstöße mit kriminellen Gruppen gibt 

Kolumbien: Internationaler Aufruf zu Waffenstillstand

Auch in dem für das Land so wichtigen Wahljahr tobt in Kolumbien weiter Gewalt. Deshalb haben jetzt über 20 Botschafter, darunter auch der päpstliche Nuntius, zu einem Waffenstillstand aufgerufen. Doch während Kolumbiens Kirche an den Dialog glaubt, verfolgt die Regierung einen teils anderen Ansatz.

Anne Preckel und Alina Tufani Díaz - Vatikanstadt

In einer zum vergangenen Wochenende veröffentlichten Erklärung von über 20 Botschaftern werden illegale bewaffnete Gruppen zu einem Waffenstillstand in Kolumbien aufgerufen. Im Vorfeld der Parlamentswahlen im März und Präsidentschaftswahlen im Mai gelte es „die Bestimmungen des humanitären Völkerrechts zum Schutz der Zivilbevölkerung zu respektieren“. Das Schreiben wurde unter anderem vom Päpstlichen Nuntius in Kolumbien, Erzbischof Luis Mariano Montemayor, sowie der Deutschen Botschaft in Bogota unterzeichnet.

Bischöfe setzen auf Dialog

Auch die kolumbianische Bischofskonferenz drängt auf eine Waffenruhe und erneuerte im Vorfeld der Wahlen einen Aufruf für Frieden, Gemeinwohl und Versöhnung. Angesichts der gravierenden Probleme Kolumbiens sei Dialog bitter nötig: Es gelte das demokratische System zu stärken und sich gemeinsam für eine ganzheitliche Entwicklung des Landes einzusetzen. Das macht im Interview mit Radio Vatikan der Vorsitzende der kolumbianischen Bischofskonferenz (KEK) und Erzbischof von Bogotá, Luis José Rueda Aparicio, deutlich.

„Der Drogenhandel und die bewaffneten Gruppen, die sich in Kolumbien und in der Region niedergelassen haben, haben zu einer Zunahme der Gewalt geführt. Es gibt viel Blutvergießen, viele Zivilisten haben ihr Leben verloren, es gibt viele Anschläge. Deshalb haben wir alle Kolumbianer aufgerufen, in diesem für die kolumbianische Demokratie entscheidenden Moment Verantwortung zu übernehmen und umsichtig zu wählen. Zudem haben wir die Kandidaten aufgefordert, Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen, sich nicht korrumpieren zu lassen und keinen Hass zu schüren, der in Folge zu mehr Krieg und Gewalt unter den Kolumbianern führen wird.“

Kirche will vermitteln

Seit Jahresbeginn wurden in Kolumbien bereits über zwei Dutzend Sozialaktivisten und Menschenrechtsverteidiger getötet. Im Land tobt ein bewaffneter Konflikt zwischen rechtsgerichteten paramilitärischen Banden sowie linksgerichteten Guerillagruppen um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Auch die kolumbianische Armee ist in die Kämpfe verwickelt – Präsident Ivan Duque treibt eine „Politik der harten Hand“ voran, ohne Rücksicht auf zivile Verluste. Kolumbiens Kirche hat sich deshalb mehrmals als Vermittler zwischen der Regierung und den Konfliktparteien angeboten. Dazu der Erzbischof von Bogotá:

„Wir haben alle bewaffneten Gruppen, die sich in unserem Land bekriegen, aufgefordert, den Krieg zu beenden, die Massaker und das Töten einzustellen und uns einen demokratischen Prozess der Versöhnung und des Friedens zu ermöglichen. Und wir haben die Regierung aufgefordert, keine Möglichkeit des Dialogs auszulassen, damit diese schmerzhafte Situation in unserem Land eine vernünftige, schnelle und stabile Lösung findet.“

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Treffen abgesagt

Dass die Forderungen der Bischöfe bei Kolumbiens Politik nicht gerade auf fruchtbaren Boden fällt, zeigt das Scheitern eines eigentlich für letzten Samstag anberaumten Treffens von Kirchenvertretern mit dem für Menschenrechte zuständigen Berater des Präsidenten, Jéfferson Mena Sánchez. Der Bischof von Quibdó, der Hauptstadt des westlichen Departements Chocó, hatte angesichts der zunehmenden Gewalt und Unsicherheit in der Region um ein Dringlichkeitstreffen gebeten. Juan Carlos Barreto Barreto sah sich aber letztlich gezwungen, das Treffen abzusagen, nachdem aus dem Innenministerium harsche Kritik an der Kirche laut geworden war.

Das Verhältnis zwischen Regeirung und Kirche ist spannungsgeladen. Brückenschläge in Punkto Befriedung sind dennoch möglich. So kam es im Departement Valle del Cauca und seiner Hauptstadt Cali jüngst eine positive Zusammenarbeit zustande: Dort legten Erzbischof Darío Monsalve und lokale Bürgermeister eine „Friedens“-Agenda fest, die die Lokalpolitik, die Zivilgesellschaft und die Ortskirche involviert.

Es gibt Alternativen

Der Vorsitzende der kolumbianischen Bischofskonferenz (KEK) ist überzeugt davon, dass solche Initiativen weitaus mehr bringen als allein militärische Antworten, um der Gewalt Herr zu werden. Statt eine „Politik der harten Hand“ brauche es den Willen, „den harten Weg des Dialoges“ einzuschlagen, macht Luis José Rueda Aparicio im Interview mit Radio Vatikan deutlich.

„Es gibt sicherlich viele Alternativen (zum allein militärischen Ansatz, Anm. d. Red.). Die erste besteht darin, auf die Zivilbevölkerung in diesen Gebieten zu hören, die von einem heftigen und tiefgreifenden Konflikt betroffen ist, der ihr Land und Leben raubt. Für sie ist es sehr wichtig zu wissen, dass wir als Kirche an eine größere Chance glauben, an Versöhnung und Begegnung. Wir glauben an den harten Weg des Dialogs, das ist eine schwierige Kunst, aber die einzige vernünftige Möglichkeit. Papst Franziskus hat gesagt: ,Entweder wir sind alle Geschwister oder wir gehen alle unter.‘ Und dafür können wir auf niemanden verzichten!“

An dem Botschafter-Appell für einen Waffenstillstand beteiligten sich neben dem vatikanischen Nuntius Botschaften aus verschiedenen Ländern Lateinamerikas und Europas, die Delegation der Europäischen Union, die UN-Überprüfungsmission und das UN-Länderteam in Kolumbien. Die Parlamentswahlen finden in Kolumbien am 13. März 2022 statt. Gewählt werden 296 Abgeordnete in den Kongress, bestehend aus Senat und Abgeordnetenhaus. Die erste Runde der Präsidentschaftswahlen ist für den 29. Mai angesetzt.

(vatican news/fides/sir – pr)

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21. Februar 2022, 09:23