Demo Ende Februar in Bogotá Demo Ende Februar in Bogotá 

Kolumbien: Erneut landesweite Märsche gegen Abtreibung

In Kolumbien haben die katholische Kirche und Lebensschutz-Verbände nach dem Grundsatzurteil des Verfassungsgerichts, welches Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche erlaubt, zu erneuten landesweiten Märschen aufgerufen.

Schon Ende Februar hatten solche Märsche mit Beteiligung Hunderttausender stattgefunden. In der Hauptstadt Bogotá und etlichen weiteren Städten wird es am Samstag Demonstrationen mit blauen Halstüchern und Trillerpfeifen geben, kündigten die Organisatoren an.

Ein Ziel der Märsche ist die Durchführung eines Referendums, das die Entscheidung der Höchstrichter rückgängig machen soll, erklärte Jesus Magana von der Organisation „Unidos por la Vida“. Angestrebt wird zudem auch, dass sich die Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen in Kolumbien am 29. Mai vorab zum Einsatz für den Lebensschutz verpflichten.

„Pakt für das Leben“

Einer aus diesem Kreis, John Milton Rodriguez von der Partei „Colombia Justa Libres“, tat dies am Montag durch die Unterzeichnung eines „Pakts für das Leben“ im Kongress. Bereits zuvor hatte sich auch Kolumbiens amtierender Staatspräsident Ivan Duque gegen das Gerichtsurteil ausgesprochen.

Seitens der katholischen Kirche rief der für den Bereich Lebensschutz zuständige Diözesanbischof von Riohacha, Francisco Ceballos, alle Kolumbianer zur Teilnahme an den Märschen auf. Sie sollten dadurch „unsere Liebe zum Leben zeigen und die Achtung vor dem Leben fordern“. Einer Erklärung der Bischofskonferenz vom Sonntag zufolge werden die Märsche auf den Hauptplätzen von 70 Städten des Landes zugleich veranstaltet, darunter außer in Bogotá auch in weiteren Großstädten wie Cali, und Medellín.

Debatte über Abtreibung in mehreren Ländern Südamerikas

Das kolumbianische Verfassungsgericht hatte am 21. Februar in einer Sondersitzung mit fünf zu vier Stimmen entschieden, Abtreibungen bis zur 24. Schwangerschaftswoche zu legalisieren. Bisher war in Kolumbien Abtreibung nur nach Vergewaltigung, Lebensgefahr für die Mutter oder einer Fehlbildung des Fötus erlaubt; für die drei Fälle wurde nun jegliche Obergrenze aufgehoben. Der Beschluss beantragt hatte eine feministische Gruppe, die laut Lebensschützern von Kolumbiens größter Abtreibungsklinik „ProFamilia“ finanziert ist. Die ersten landesweite Proteste dagegen hatte es bereits am 28. Februar gegeben.

Wie in Kolumbien gab es in jüngster Zeit auch in anderen südamerikanischen Ländern, wo Abtreibungen bisher zumeist nur in Ausnahmefällen gestattet war, Bestrebungen einer teilweisen oder völligen Entkriminalisierung. So war in Argentinien Ende 2020 Abtreibung bis zur 14. Schwangerschaftswoche freigegeben worden, ähnliches gilt auch in mehreren Bundesstaaten Mexikos. Ecuador brachte im Februar ein Gesetz auf den Weg, das die Abtreibung nach einer Vergewaltigung erlaubt, während in Chile ein Gesetz zu einer Liberalisierung Ende 2021 scheiterte.

(kap – sk)
 

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27. April 2022, 14:33