Syrische Flüchtlingskinder im Libanon Syrische Flüchtlingskinder im Libanon 

Kardinal Rai: Libanon kann keine Flüchtlinge mehr aufnehmen

Der maronitische Patriarch Bechara Boutros Rai sieht im Libanon die Aufnahmekapazität für Flüchtlinge erreicht. „Die internationale Gemeinschaft lobt uns und sagt, wir Libanesen seien gastfreundlich. Doch wir brauchen das nicht gesagt bekommen. Wir schaffen es einfach nicht mehr.“

Dies sagte der Kardinal laut einer Mitteilung des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ vom Freitag. Aktuell hielten sich insgesamt rund zwei Millionen Flüchtlinge im Libanon auf - die meisten von ihnen seien aus Syrien. Das Land beherberge aber auch eine halbe Million palästinensische Flüchtlinge.

Laut Mitteilung hat der Libanon insgesamt etwa sieben Millionen Einwohner; mehr als ein Viertel von ihnen seien Flüchtlinge. Kein Land der Erde habe gemessen an der Gesamtbevölkerung mehr Schutzsuchende aufgenommen.

Mehr als ein Viertel der Einwohner sind inzwischen Flüchtlinge

Der Libanon befindet sich in einer seit 2019 andauernden wirtschaftlichen und politischen Krise, die sich insbesondere durch die schwere Explosion im Hafen von Beirut im August 2020 verschärfte.

Die Hauptschuld für die aktuelle Krisenentwicklung im Land sieht der Patriarch bei der Regierung: „Unsere Politiker haben die Bevölkerung zu Bettlern gemacht.“ Deutlich werde dies an der hohen Inflation: „Ein US-Dollar war vor eineinhalb Jahren noch 1.500 libanesische Pfund wert; heute sind es 25.000 Pfund.“ Die Löhne hätten ihren Wert verloren, jetzt seien alle arm geworden.

Alle Bewohner, die konnten, seien bereits emigriert, erläuterte der Kardinal: „Unser Land ist nicht mehr das, was es einmal war. Jeden Tag verlieren wir tausende unserer besten Ingenieure, Ärzte und Lehrer.“ Da ein Ende der finanziellen und politischen Krise noch nicht abzusehen sei, seien viele Bereiche der Gesellschaft auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen.

„Kirche in Not“ fördert im Libanon nach eigenen Angaben über die lokalen Kirchen unter anderem die Ausgabe von Lebensmittelpaketen, den Betrieb kirchlicher Schulen, Stipendien für Schüler aus mittellosen Familien sowie die karitativen und pastoralen Aktivitäten von Klöstern und Pfarrgemeinden. Das Land sei Heimat der größten christlichen Gemeinde im Nahen Osten, heißt es. Die meisten Gläubigen gehören der mit Rom unierten maronitischen Kirche an.

(pm/kap – pr)

 

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23. April 2022, 11:38