Pakistan: Gerichtsurteil zum Lynchmord an Singhalesen
Weniger erfreulich ist das Strafmaß der Verurteilten: sechs Angeklagte sind nämlich zum Tode verurteilt worden und neun weitere zu lebenslanger Haft. Ein Anti-Terror-Gericht in der pakistanischen Provinz Punjab verhängte am Montag ebenfalls zweijährige Haftstrafen gegen die verbleibenden 72 Angeklagten, die Teil des Lynchmobs gewesen waren. Ein Urteil über weitere neun Jugendliche, deren Prozess noch nicht abgeschlossen ist, steht noch aus.
Der 48jährige, aus Sri Lanka stammende Priyantha Kumara Diyawadanage war beschuldigt worden, in der von ihm geleiteten Fabrik in Sialkot in der Provinz Punjab Blasphemie gegen den Islam begangen zu haben, und wurde daraufhin am 3. Dezember von einem Mob zu Tode geprügelt. Kirchenführer in Pakistan und Sri Lanka hatten gefordert, gegen die Schuldigen vorzugehen.
Faisal Ilyas, Programmmanager für Jugendentwicklung bei der Pak Mission Society, begrüßte das Urteil. „Nach der unmenschlichen Tat hat die Justiz bewiesen, dass Pakistan ein gutes Justizsystem hat. Wir müssen aus schlechten Beispielen lernen“, sagte er in einem Facebook-Post. Kashif Aslam, nationaler Projektkoordinator bei der Nationalen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der katholischen Bischöfe, lobte das Anti-Terror-Gericht. Allerdings wird die Todesstrafe als Strafmaßnahme kritisiert.
Präzedenzfall geschaffen
„Wir sind gegen die Todesstrafe. In diesem Fall musste jedoch ein Präzedenzfall gegen Selbstjustiz und Mob-Gewalt geschaffen werden. Es war das Richtige, sie zu verurteilen“, sagte Aslam gegenüber UCA News.
Pastor Iqbal Masih von der Presbyterianischen Kirche in Sialkot drückte seine Besorgnis über den wachsenden religiösen Fundamentalismus sowohl in Pakistan als auch im benachbarten Indien aus: „Leider sind beide Länder reich an blinden Mitläufern, die darauf aus sind, die Unschuldigen ohne Überprüfung zu bestrafen. Es ist ein steigender Trend in unserem Land. Die meisten der Angeklagten, die am Lynchen von Christen beteiligt waren, wurden freigelassen. Aber dieses Mal stand die Regierung unter Druck, da Priyantha Ausländer war“, sagte er gegenüber UCA News.
Hintergrund
Blasphemie ist ein heikles Thema in Pakistan, dessen strenge Blasphemiegesetze die Todesstrafe für die Schuldigen zwingend vorschreiben. Bloße Blasphemie-Vorwürfe provozieren oft Mob-Gewalt und das Lynchen von Verdächtigen. Nach Angaben des in Lahore ansässigen Zentrums für soziale Gerechtigkeit wurden seit der Verkündung strenger Blasphemiegesetze durch Pakistans ehemaligen Militärherrscher Zia-ul-Haq, der in den 1980er Jahren mit dem Islamisierungsprogramm begann, mindestens 85 Personen außergerichtlich getötet .Wütende Mobs haben zwischen Dezember 2021 und März 2022 in vier Städten Pakistans zwei Menschen gelyncht und zwei verletzt.
(ucan – mg)
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