Malteser International schickt 150. Hilfstransport in die Ukraine
Christine Seuss - Vatikanstadt
Es ist der 150. Transport allein aus Beständen von Malteser International, doch der Bedarf nimmt nicht ab – im Gegenteil. Das Material, das in diesem Fall vom Gesundheitskonzern Fresenius gestiftet wurde, wird in der Ukraine dringend erwartet. Von Lviv (Lemberg) im Westen der Ukraine soll es dann an Krankenhäuser verteilt werden, die besonders auf das Material angewiesen sind. Unterstützt wird der Transport von der Organisation „action medeor“.
„In der Region Kharkiv fehlt es in den Krankenhäusern derzeit an Allem, wie zum Beispiel Medikamenten für chronisch Kranke, aber auch Verbrauchsmaterial wie Spritzen und Kanülen. Die Gesundheitseinrichtungen vor allem im Osten des Landes sind völlig überlastet und jede Unterstützung wird dringend benötigt“, meint der Leiter der Malteser in der Ukraine, Pavlo Titko. Die Mitarbeiter am Malteser-Standort in Lviv sind trotz des Krieges nach wie vor voll im Einsatz und sorgen dafür, dass die Spenden auch in schwer zugängliche Gebiete geschickt werden.
„Die gespendeten Güter sind absolut wichtig in dieser Situation“, betont Titko gegenüber Radio Vatikan. „Leider steigen, wie Sie wissen, die Nöte der Menschen. Gestern hat es Raketenbeschuss in acht Regionen beziehungsweise Gebieten der Ukraine gegeben. So einen massiven Raketenbeschuss gab es seit Anfang des Krieges noch nicht.“
Dabei sei viel Infrastruktur zerstört und Stromwerke lahmgelegt worden, aber auch Eisenbahnlinien wurden gezielt unterbrochen. „Also man versucht jetzt, diese Hilfsgüter-Lieferungen von Westen nach Osten zu unterbrechen, wo die im Osten in diesem Moment jedoch absolut notwendig sind“, analysiert Titko. Am Mittwoch habe er auch mit der Malteser-Zweigstelle in Dnipro telefoniert, wo in diesem Moment hauptsächlich psychologische Hilfe für die Flüchtlinge aus Mariupol geleistet werde. „In einem Hub befinden sich beispielsweise 2700 Flüchtlinge aus Mariupol und man kommt eigentlich mit dem Helfen überhaupt nicht nach, so viel Bedarf gibt es. An materieller Hilfe sowieso, Lebensmittel, aber auch psychologische Hilfe.“
Lange Schlangen bei den Psychologen
Um die 200 Menschen stünden allein in der Schlange für die Psychologen, um dort Hilfe zu erfahren. Die Geschichten, die die Helfer dabei täglich zu hören bekämen, seien nur schwer zu ertragen, lässt Titko durchblicken. Schließlich summieren sich diese zu der allgemeinen schwierigen und auch gefährlichen Lage, in der sich die Menschen vor Ort sowieso ausnahmslos befänden… „Wir reagieren so gut, wie wir können. Das ist auch für unsere Fachleute eine Herausforderung. Denn man kann sich an diese Geschichten, die man hört, nicht gewöhnen.“ Dabei sei längst klar geworden, das „Sterben nicht das Schlimmste im Leben“ sei: „Folter und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung und es ist eine sehr, sehr schwere Arbeit, aber die ist besonders jetzt wichtig und nötig für diese Menschen, für die Kinder… Leider kommen wir einfach nicht nach, dafür sind wir zu wenige.“
An Sachgütern würden vor allem lang haltbare Lebensmittel und medizinische Artikel wie Medikamente und Verbandsmaterialien benötigt, aber auch Medikamente für chronisch Kranke, betont der Malteser: „Wir müssen verstehen, dass viele Menschen, die jetzt geflohen sind, mit ihren Krankheiten geflohen sind - also täglich medizinische Versorgung brauchen. Das kann eine sehr einfache medizinische Versorgung sein, dann kann man auch einfacher mithelfen, aber es gibt viele Menschen, die sich zum Beispiel in Bestrahlungstherapie befanden, die sie nach wie vor brauchen und dafür auch kein Geld haben. Leider begegnen wir auf Schritt und Tritt menschlichen Tragödien.“
Besonders wichtig sei für die Menschen vor Ort in dieser Gemengelage auch die internationale Solidarität. „Es geht darum, zu verstehen, dass die Ukrainer nicht einfach kapitulieren, sie möchten nicht ins Gefängnis oder nach Sibirien, deswegen ist diese Solidarität mit den Menschen in der Ukraine sehr wichtig“, betont der Malteser. Professionelle Fragen der Nothilfe und der humanitären Hilfe sollten allerdings am besten mit den professionellen lokalen Organisationen angegangen werden.
Spontane Hilfen sind deutlich zurückgegangen
Auch Spenden an die Malteser seien in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit, bei der professionellen Nothilfe zu unterstützen. Denn die „spontane Euphorie“ und überwältigende Hilfsbereitschaft, die sich noch zu Beginn des Krieges auf internationaler Ebene gebildet hatte, sei mittlerweile deutlich abgeflacht, konstatiert der humanitäre Helfer: „Das merken wir zwar nicht so deutlich bei den Maltesern, weil wir eine professionelle Organisation sind, die auch professionell plant, sammelt und einkauft. Das merken vor allem die Kollegen in anderen Organisationen, die sich gebildet haben und die Lager eröffnet haben, die heute leerstehen. Diese spontanen Transporte, diese spontane Hilfsbereitschaft, die ist nicht mehr da.“ Aber die Menschen in der Ukraine ließen sich ihre Hoffnungen nicht so einfach nehmen, betont der Malteser. „Ich glaube, die Ukrainer sind zuversichtlich, dass das Gute letztlich einfach gewinnt. Das ist die Motivation, weiterzumachen.“
Spenden sind weiter möglich
Die Malteser sind Mitglied der „Aktion Deutschland Hilft“ und rufen dringend zu Spenden für die Menschen in der Ukraine auf:
Malteser Hilfsdienst e. V.
IBAN: DE10 3706 0120 1201 2000 12
S.W.I.F.T.: GENODED 1PA7
Stichwort: "Ukraine-Hilfe“
Aktion Deutschland Hilft e. V.:
Konto IBAN: DE62 3702 0500 0000 1020 30
Stichwort: „Nothilfe Ukraine“
www.aktion-deutschland-hilft.de
(vatican news)
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