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Kirche hat zu lange geschwiegen Kirche hat zu lange geschwiegen 

Italien: Erste landesweite Untersuchungen zu Missbrauch

Italiens katholische Bischöfe haben eine erste landesweite Untersuchung über sexuellen Missbrauch in der Kirche beschlossen. Allerdings solle es dabei zunächst nur um die vergangenen beiden Jahren gehen, teilten sie am Freitag zum Abschluss ihrer dieswöchigen Vollversammlung in Rom mit.

Die Studie solle einerseits den Stand bisheriger Präventionsmaßnahmen erheben, andererseits jene Fälle zusammentragen, die in den vergangenen zwei Jahren an entsprechende kirchliche Stellen gemeldet wurden.

Der Bericht solle bis zum 18. November vorliegen, kündigte der neue Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz (CEI), Kardinal Matteo Zuppi an. Eine zweite Untersuchung soll in Zusammenarbeit mit der vatikanischen Glaubenskongregation mutmaßliche und erwiesene Fälle sexuellen Missbrauchs durch Kleriker zusammentragen und analysieren. Dieser Abgleich werde die Jahre 2000 bis 2021 umfassen, so Zuppi.

Die zeitliche Begrenzung auf die vergangenen gut 20 Jahre verteidigte Zuppi: „Dies scheint uns viel ernsthafter zu sein; in gewisser Weise schmerzt es uns mehr, weil dieser Zeitraum uns direkt betrifft.“ Er fügte an: „Wir werden die Schläge einstecken, die wir einstecken müssen, wir werden unsere Verantwortung übernehmen.“ Offen ist noch, welche Einrichtung die angekündigten Untersuchungen durchführen soll.

Präventionsmaßnahmen

Zudem werde die Kirche sowohl ihre Präventionsmaßnahmen weiter ausbauen wie auch kirchliche Anlaufstellen für Verdachtsfälle von Missbrauch. Diese gibt es bisher für etwa 70 Prozent der Diözesen in Italien. Bischöfe müssten sich aber auch um die Täter kümmern, das sei die „Mutter Kirche“ ihren „Söhnen“ schuldig, so Zuppi. Die Begleitung oder Kontrolle von verurteilten Missbrauchstätern, vor allem wenn sie aus dem Klerikerstand entlassen sind, ist vielerorts ein Problem.

In einer Videoansprache hatte der Präsident der päpstlichen Kinderschutzkommission, US-Kardinal Sean O'Malley, Italiens Bischöfe am Mittwoch zu einer mutigeren Aufarbeitung von Missbrauch gemahnt. Die Geschichte des Missbrauchs durch kirchliche Mitarbeiter werde zunehmend ans Licht kommen, mahnte er. „Das ist in jedem Land, in dem der Prozess begonnen hat, geschehen.“ Es brauche „entschiedene Schritte“, um „Personen, die ihre Pflicht nicht erfüllt haben“, zur Rechenschaft zu ziehen.

Zu Beginn der Vollversammlung hatten Vertreter von Betroffenen zum wiederholten Mal eine unabhängige Untersuchung von Missbrauch in der Kirche gefordert. Dies dürfe keinesfalls allein der Kirche überlassen werden. Der deutsche Kinderschutz- und Safeguarding-Experte Hans Zollner hält den Beschluss der Italiener für den „allervorsichtigsten ersten Schritt“. Da müsse noch deutlich mehr geschehen. Als positiv könne es sich erweisen, dass die Diözesen gemeinsam vorgehen wollen und damit kein Flickenteppich an Gutachten entstehe.

Auch Synodaler Prozess war Thema

Bei der am Montag begonnenen Vollversammlung der Bischöfe hatte Papst Franziskus Bolognas Erzbischof Kardinal Zuppi (66) als Nachfolger des bereits 80-jährigen Kardinal Gualtiero Bassetti zum neuen Vorsitzenden der Konferenz erkoren. Zuvor hatten die Bischöfe dem Papst eine Liste mit drei Namen überreicht, aus der er einen wählen sollte. Am Freitag nahm der Papst dann auch den altersbedingten Rücktritt Bassettis als Erzbischof von Perugia-Citta della Pieve an.

Weitere Themen der 76. Vollversammlung der CEI waren der synodale Prozess, Jugendbildung, strukturschwache Regionen, Hilfen für Familien und Kleinunternehmen, die unter starken Preissteigerungen leiden, sowie Zusammenlegungen unter den insgesamt 227 Diözesen des Landes.

(kap - mr)

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28. Mai 2022, 13:02