Spanien: Bischöfe lehnen Missbrauchs-Untersuchung ab
Der spanische Kongress stimmte Anfang März 2022 für die Einsetzung einer Expertenkommission, die die erste landesweite Untersuchung zu sexuellem Missbrauch im kirchlichen Kontext im Land durchführen soll. Den Anstoß dazu hatte die Zeitung „El Pais“ gegeben, die in Ermangelung offizieller Daten 2018 eine eigene Untersuchung eingeleitet hatte. Die Zeitung hatte 1.246 Opfer von Missbrauch in der Kirche seit den 1930er Jahren identifiziert.
Keine Beteiligung, aber Zusammenarbeit
Wenige Tage vor der Abstimmung im Parlament hatte die Bischofskonferenz angekündigt, dass sie nach dem Vorbild der Bischöfe in den USA, Irland und Frankreich eine eigene Untersuchung durchführen werde, berichtet die US-amerikanische Nachrichtenagentur Crux. „Eine Untersuchung des Missbrauchs nur innerhalb der Kirche durchzuführen, obwohl klar ist, dass von den 15.000 Fällen, die in Spanien eröffnet wurden, nur 69 auf den kirchlichen Kontext verweisen, ist eine überraschende Entscheidung“, rechtfertigte Bischof Luis Argüello, Sprecher der spanischen Bischofskonferenz, die Entscheidung.
So teilten die Bischöfe der Regierung am 29. April 2022 mit, dass die parlamentarische Untersuchung ohne jegliche institutionelle Präsenz der Kirche durchgeführt werden würde, auch wenn ihre Instanzen in dem vom spanischen Gesetz geforderten Rahmen „mit den zivilen Behörden zusammenarbeiten“ würden.
Die Kirche will nicht der „Sündenbock“ sein
Erzbischof Argüello argumentierte, dass eine weitere von der katalanischen Regionalregierung eingeleitete Untersuchung „konsequenter“ sei. Die katalanische Kommission muss nämlich alle Institutionen der Region, einschließlich der Kirche, untersuchen.
Eine Anwaltskanzlei wurde beauftragt, sowohl die Ermittlungen der Kirche als auch die des spanischen Staates zu leiten. Einige Opferverbände misstrauen dieser Kanzlei jedoch, da sie von einem Mitglied des Opus Dei gegründet und geleitet wird. Erzbischof Argüello rief daher alle Opfer dazu auf, „alle Kanäle zu nutzen, die sie für notwendig erachten, um den Missbrauch anzuzeigen“, unabhängig davon, ob es sich um die Justiz, die Medien oder die Kirche handelt.
Der Sprecher der Spanischen Bischofskonferenz meinte, das Wichtigste sei, dass die Gesellschaft als Ganzes diese Wahrheitsarbeit leisten könne, ohne dass die Kirche „die Rolle des Sündenbocks übernimmt“. Damit in der Gesellschaft ein Bewusstseinswandel stattfinde und „das Problem des Missbrauchs in seiner ganzen Tragweite angesprochen wird“.
(cath.ch - mg)
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