Syrien: „Einer der gefährlichsten Orte für Kinder“
Eine ganze Generation kämpfe in dem Bürgerkriegsland ums Überleben; fast 90 Prozent der Menschen in Syrien leben in Armut. Mehr als 6,5 Millionen Kinder benötigen nach Unicef-Angaben dringend Hilfe - das sei „die größte Zahl bedürftiger syrischer Kinder seit Beginn des Konflikts“.
Elf Jahre Konflikt und Sanktionen hätten sich verheerend auf die syrische Wirtschaft ausgewirkt und die Entwicklung um 25 Jahre zurückgeworfen. Die meisten der grundlegenden Systeme und Dienstleistungen, auf die Kinder angewiesen seien - Gesundheit, Ernährung, Wasserversorgung und Abwasserentsorgung, Bildung und Sozialschutz – wurden, so eine Unicef-Erklärung von diesem Dienstag, „bis auf die Knochen gekürzt“.
Familien kämpften darum, Essen auf den Tisch zu bringen
Die Familien kämpften darum, Essen auf den Tisch zu bringen. Zwischen Februar und März (dieses Jahres) sei der Preis für den Standard-Lebensmittelkorb um fast 24 % gestiegen. „Fast ein Drittel aller Kinder leidet an chronischer Unterernährung“, so Unicef, „und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Lebensmittelpreise verschlimmern die ohnehin schon schlechte Situation noch weiter“.
Immer noch komme es außerdem zu Angriffen auf die zivile Infrastruktur. „Mehr als 600 medizinische Einrichtungen, darunter Krankenhäuser für Mütter und Kinder, wurden angegriffen“. Seit Beginn des Krieges seien nachweislich fast 13.000 Kinder getötet oder verletzt worden – „wir wissen aber, dass die Zahl noch viel höher ist“.
„Unsichtbare Wunden, die ein Leben lang halten können“
Der Krieg habe die Kinder in Syrien nicht nur körperlich gezeichnet. Letztes Jahr hätten ein Drittel aller Kinder in Syrien Anzeichen von psychischem Stress aufgewiesen; Unicef spricht von „unsichtbaren Wunden, die ein Leben lang halten können“.
Auch Kinder, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind, hätten Traumata davongetragen. Etwa 2,8 Millionen (syrische) Kinder leben heute in Jordanien, Libanon, Irak, Ägypten und der Türkei. „Das Leben dieser Kinder ist geprägt von Verlust, Risiko und Unsicherheit“, so Unicef. Ein 11-jähriges Mädchen habe einer Mitarbeiterin gegenüber gesagt: „Ich weiß nicht, was das Wort Zuhause bedeutet“.
Elf Jahre Krieg, Unruhen und Vertreibung hätten auch die Bildung einer ganzen Generation bedroht. „Mehr als 3 Millionen syrische Kinder gehen immer noch nicht zur Schule.“ Immerhin verfügten trotz aller Widrigkeiten etwa 4,5 Millionen syrische Kinder auf die eine oder andere Weise über Zugang zu Lernmöglichkeiten. Dies sei der großzügigen Finanzierung durch Geber zu verdanken.
„Wir wissen, dass andere Krisen, die Kinder betreffen, die Schlagzeilen beherrschen. Aber die Welt darf die Kinder in Syrien nicht vergessen. Ihr Leben ist genauso wertvoll und ihre Zukunft genauso wichtig.“
Geberkonferenz: Finanzierungslücke von ca. vier Milliarden Euro
Eine Geberkonferenz für Syrien und für die Staaten, die syrische Flüchtlinge aufgenommen haben, ergab am Dienstag Hilfszusagen von etwa 6,4 Milliarden Euro. Das teilte die EU-Kommission am Dienstag mit. Den eigentlichen Hilfsbedarf hatte die UNO auf fast zehn Milliarden Euro geschätzt – allein für das laufende Jahr.
(unicef – sk)
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