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Indigene Demonstranten marschieren durch Quito und fordern Zugeständnisse von Präsident Lasso Indigene Demonstranten marschieren durch Quito und fordern Zugeständnisse von Präsident Lasso 

Ecuador: Bischöfe rufen dazu auf, Brücken zu bauen

Die ecuadorianische Regierung unter Präsident Guillermo Lasso hat den Ausnahmezustand, der zuvor nur drei Provinzen betraf, auf sechs Provinzen ausgeweitet. Die Entscheidung wurde im Anschluss an gewaltsame Proteste und Streiks getroffen. Die Bischöfe rufen zu Ruhe auf.

Die Regierung übertrug der Polizei mehr Befugnisse und schränkte die Bewegungsfreiheit ein. Nach Informationen der vatikanischen Nachrichtenagentur Fides begannen die Proteste im Süden Ecuadors am 13. Juni mit einem Streik. Diesen hatte die Konföderation der indigenen Nationen Ecuadors (Conaie) organisiert; die Indigenen machen etwa 25 Prozent der Bevölkerung Ecuadors aus. Die Demonstrierenden beschuldigten die Regierung, nicht genug zu tun gegen die Inflation und den Anstieg der Preise für Treibstoff, Essen und andere lebensnotwendige Güter. Auch für strukturelle Probleme wie Korruption, Arbeitslosigkeit und ein mangelhaftes Gesundheitssystem ist die Regierung aus Sicht der Indigenengruppen verantwortlich. Die politische Führung Ecuadors stellte Maßnahmen in Aussicht, die den Demonstranten allerdings ungenügend erschienen, sie setzten ihre Mobilisierung fort.

Die Proteste waren zunächst friedlich und hielten sich in Grenzen, weiteten sich dann aber auf andere Teile des Landes aus, bezogen auch Nicht-Indigenen mit ein und nahmen gewalttätige Züge an: Straßenblockaden, Beschädigung von Fahrzeugen und öffentlichen Gebäuden, Zusammenstöße mit der Polizei und mit Teilen der Bevölkerung, die gegen den Streik waren. Auch einige Medienschaffende waren Angriffen ausgesetzt. Mehr als 60 Menschen trugen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen Verletzungen davon. Mehr als 80 Personen wurden festgenommen, darunter der Conaie-Vorsitzende Leonidas Iza, der nach einem Tag in Haft auf Bewährung freigelassen wurde. An diesem Montag wurde der erste Todesfall registriert, ein 22-jähriger Jugendlicher, dessen Tod untersucht wurde. 

Nach angemessenen Lösungen suchen

Die ecuadorianische Bischofskonferenz appellierte an die Regierung, die Conaie, die sozialen und politischen Bewegungen sowie an alle Männer und Frauen guten Willens, „gemeinsam nach angemessenen Lösungen für den Weg des Dialogs zu suchen und dabei in erster Linie an das Gemeinwohl und das Wohlergehen der Ärmsten in unserem Land zu denken“. In ihrem Kommuniqué von vergangener Woche erklären die Bischöfe, dass sie als Bürger und als Brüder und Schwestern „zutiefst besorgt über die soziale, wirtschaftliche und politische Lage des Landes“ sind. Deshalb bekräftigen sie: „Wir sind nicht taub für den Schrei unseres Volkes, das bessere Zeiten für alle fordert, aber wir sind uns auch bewusst, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen müssen.“

Proteste in Quito
Proteste in Quito

Mit Blick auf die gegenwärtige Situation betonen die Bischöfe, dass es keine Einigung mit Gewalt geben könne, egal von welcher Seite und in welcher Form sie ausgeübt werde, in der Überzeugung, dass „dies nicht der Weg ist, den wir einschlagen dürfen, wenn wir ein besseres Ecuador aufbauen wollen“. Indem sie Papst Franziskus zitieren, der von einer Kultur des Dialogs, des Brückenbauens, des Nicht-Trennens, sondern des Verbindens spricht, bekräftigen sie abschließend: „Als Hirten dieser Kirche werden wir weiterhin gemeinsam mit unserem Volk unterwegs sein, Schwierigkeiten und Hoffnungen teilen, angetrieben vom Evangelium der Liebe und Wahrheit, der Gerechtigkeit und Solidarität“.

In einem Interview mit dem Fernsehsender Ecuavisa bekräftigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Luis Cabrera, Erzbischof von Guayaquil, am Dienstag den Aufruf der Kirche an die Konfliktparteien zum Dialog: „Der Dialog ist der einzige vernünftige und praktische Weg, um eine Lösung zu erreichen, die allen Ecuadorianern zugute kommt“. Die Kirche habe von einigen Gruppen, wenn auch nicht offiziell, die Einladung erhalten, an diesem Dialogtisch teilzunehmen, allerdings nicht in erster Linie als Vermittler, sagte der Erzbischof und fügte hinzu, die Kirche sei immer bereit, entsprechend ihrer Erfahrung, ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten einen Beitrag zu leisten.

Mit Blick auf die Ursachen dieser Situation sprach Erzbischof Cabrera von einem „sozialen Unbehagen, das in extremer Armut wurzelt, im Fehlen des Minimums, das notwendig ist, um in Würde zu leben, angefangen bei Arbeit, Gesundheit, Bildung, Nahrung... ein weiterer Faktor ist die Korruption in der Verwaltung und schließlich die soziale Unsicherheit“. Es sei wichtig, dass die Parteien den Willen zum Dialog haben, die Probleme anzugehen und Lösungen zu finden, die allen Ecuadorianern und nicht nur bestimmten Sektoren zugute kämen, bekräftigte der Erzbischof und richtete schließlich einen Appell an das Land: „Alle Ecuadorianerinnen und Ecuadorianer sind für diese Situation mitverantwortlich, und deshalb appelliere ich an alle, sich für eine Kultur des Friedens einzusetzen, die auf Gerechtigkeit, Freiheit und Wahrheit beruht. Lasst uns Brücken bauen und keine Mauern!“

(fides – mg)

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22. Juni 2022, 10:58