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450 Migranten hattten Glück - sie kamen unversehrt am silizilianischen Hafen Pozzallo an (17.5.2022). 450 Migranten hattten Glück - sie kamen unversehrt am silizilianischen Hafen Pozzallo an (17.5.2022). 

Reggio Calabria: Erster Friedhof für ertrunkene Migranten eingeweiht

Ein „christlicher und politischer Akt im edelsten Sinn“: so beschreibt der Erzbischof von Reggio Calabria, Fortunato Morrone, gegenüber Radio Vatikan die Entscheidung, einen Friedhof für die Migranten einzurichten, die voller Hoffnung auf ein besseres Leben den gefährlichen Weg über das Meer auf sich genommen haben – und oft dabei zu Tode kommen.

Es ist sechs Jahre her, dass das Marineschiff Vega im Hafen von Reggio Calabria anlegte. An Bord: 629 gerettete Migranten, aber auch die Leichen von 45 Menschen, die beim Kentern ihres Bootes ums Leben gekommen waren – insgesamt 36 Frauen, drei Kinder und sechs Männer. Die Opfer fanden zunächst auf verschiedenen Friedhöfen rund um Reggio Calabria die letzte Ruhe. Doch nun wurde in der Erzdiözese Reggio Calabria-Bova der erste Friedhof für Migranten eröffnet, die den gefährlichen Weg über das Meer nicht überlebt haben.

Die 45 Opfer des damaligen Schiffbruchs waren die ersten, die nun auf dem neuen Friedhof gemeinsam bestattet wurden. „Dieser Ort muss ein starkes Signal sein, das an die nationalen und europäischen Institutionen geht: alle haben das Recht darauf, abzureisen, alle haben wir die Pflicht, aufzunehmen“, so Marco Pagniello, Direktor der italienischen Caritas, bei der Einweihung des Friedhofes. 

Signal der Menschlichkeit 

Als ein wichtiges Signal der Menschlichkeit sieht den Friedhof auch der Erzbischof von Reggio Calabria-Bova. Denn das tragische Ereignis vor sechs Jahren habe viele Menschen nicht berührt, sei quasi unbeachtet geblieben, und das „in einem Meer, das - wie Papst Franziskus auch gesagt hat - zu einem Friedhof geworden ist“, betont Erzbischof Fortunato Morrone: „Aber es gab auch sozusagen einen Akt der ,Auferstehung‘, wenn man so will, denn es gab in diesem Teil Kalabriens Menschen, die andere Zeichen, große Zeichen der Menschlichkeit, gesetzt haben. Natürlich, diese 45 Migranten sind bereits tot am Hafen angekommen. Man hätte sie sozusagen auch in ein Massengrab stecken können, nicht wahr… Aber nein!“

„Wir stehen auf der Seite des menschlichen Wesens!“

Vielmehr hätte man mit der Bereitstellung einer würdigen Grabstelle für diese Menschen einen Akt „extremer Menschlichkeit“ erlebt, der auf tiefem und seit der Antike überliefertem Respekt für das menschliche Wesen basiere. „Heute nennen wir es Fürsorge, und hier kommt auch das Evangelium zum Tragen. In der dramatischen Stunde des Todes zeigt sich, auf welcher Seite wir stehen. Wir stehen auf der Seite des menschlichen Wesens! Der Personen. Und angesichts des Todes haben diese Männer und Frauen der Caritas – ebenso wie vieler anderer Vereinigungen, auch außerhalb des kirchlichen Spektrums, die aber durch die diözesane Caritas koordiniert worden sind – ein Bild des toten Jesus vor Augen gehabt. Aber eines Jesus, der eilig begraben worden ist…“

„Es ist nicht einfach nur ein Akt der Anklage, sondern ein konkreter Akt, deshalb ein politischer Akt“

Die liebevolle Anteilnahme, die die Caritas-Mitarbeiter für die toten Migranten gezeigt hätten, habe etwas von einer Geste der Auferstehung, die weit über die Fürsorge für die einzelnen Toten hinausgehe – sondern vielmehr ein Hoffnungszeichen für die Welt darstelle und dem Evangelium Leben einhauche, betont der Erzbischof: „Die Realität ist komplex, aber ich würde sagen, dass die Geste, innerhalb eines Friedhofes einen Platz zu reservieren, der diesen Migranten vorbehalten ist und mit dem ihnen ein würdiges Begräbnis ermöglicht wird, ein christlicher und deshalb auch politischer Akt ist. Es ist nicht einfach nur ein Akt der Anklage, sondern ein konkreter Akt, deshalb ein politischer Akt.“

Einweihung in Reggio Calabria am 10. Juni

„Sich um die Geringsten zu kümmern, kommt allen zugute, denn wenn man von unten beginnt, dann breitet sich die Nächstenliebe aus und berührt alle“

Und nicht nur das, ein politischer Akt im edelsten Sinn, ist es dem Erzbischof ein Anliegen zu unterstreichen. „Denn wenn wir uns um die Gesellschaft kümmern und dabei besonderes Augenmerk auf die Zerbrechlichsten, die Geringsten, die Ausgesonderten haben, haben wir eine politische Vision. Sich um die Geringsten zu kümmern, kommt allen zugute, denn wenn man von unten beginnt, dann breitet sich die Nächstenliebe aus und berührt alle.“

Der Friedhof wurde am vergangenen 10. Juni im Stadtteil Armo von Reggio Calabria eingeweiht. Begraben wurden dort die Überreste von 45 Migranten, die am 29. Mai 2016 durch das Marineschiff Vega in den Hafen von Reggio Calabria gebracht worden waren. Nachdem sie zunächst in einfachen, anonymen Gräbern der Komune bestattet worden waren, finden sie nun gemeinsam in mit Grabsteinen versehenen Gräbern ihre letzte Ruhestätte. Weitere Grabstätten sollen folgen. Realisiert wurde das Projekt durch die Caritas - dank der Steuereinnahmen, die die italienischen Bürger bei der Steuererklärung gezielt der wohltätigen Organisation zukommen haben lassen.

(vatican news - cs)

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20. Juni 2022, 13:14