USA: Erzbischof entsetzt über 51 tote Migranten im Lastwagen
Bei sengender Hitze in Texas hatte der inzwischen verhaftete Fahrer den Laster mit den illegal eingeschleusten Menschen am Straßenrand stehen lassen, die meisten von ihnen starben. Die Tragödie erinnert an einen ähnlichen Vorfall 2015 im Osten Österreichs, als 71 Menschen hauptsächlich aus Syrien in einem verschlossenen Lastwagen erstickten. Für die USA und ihre Geschichte der Einwanderung ist es die bisher schlimmste Tragödie dieser Art.
Der Erzbischof von San Antonio, Gustavo García-Siller, hat die Überlebenden im Krankenhaus besucht und macht kein Hehl aus seiner Erschütterung und aus seinem Entsetzen über unzureichende Migrationsgesetze.
„Die meisten Patienten haben nicht gesprochen, sie waren intubiert, eine sehr dramatische Situation. Und hier geht es nicht nur um Zahlen, sondern um die ganze Geschichte von Migranten bzw. Flüchtlingen an der Südgrenze der USA. Wir hatten an einem bestimmten Punkt tausende Menschen aus Haiti an der Grenze zwischen unserer Diözese und Mexiko. Und viele von ihnen hatten eigentlich die Voraussetzung dafür, als Flüchtlinge um Asyl anzusuchen. Keine Chance. Die politische Führung unseres Staates hat kein Mitleid und kein Verständnis dafür, was in Migranten vorgeht. Es ist eine so schmerzvolle Realität.“
In dem Krankenhaus, erzählt der Erzbischof, traf er auf ein dreijähriges Mädchen namens Sebastiana, das die Tragödie überlebte. Das Kind bat ihn, den Bischof, für die tote Schwester zu beten, die es nicht geschafft hatte; García-Siller gab den kurzen Dialog mit Sebastiana in unserem Interview unter Tränen wieder. Schon als er auf dem Weg ins Krankenhaus war, hätten viele Gläubige erschüttert in seinem Büro angerufen und zugesichert, Gebetsgruppen zu gründen. „Das ist wunderbar, weil es bezeugt: Das Leben hat einen Wert“, sagte der Erzbischof. In seinem Bistum war es erst vor wenigen Wochen auch zu einem blutigen Schulmassaker gekommen, bei dem 21 Grundschulkinder und Lehrkräfte starben.
„Wir können nicht einfach diese Situation wie vor einem Monat in Uvalde und jetzt mit den toten Migranten zur Kenntnis nehmen und nichts tun“, sagt uns der Erzbischof, der selbst aus Mexiko stammt und seinerzeit als Seminarist zur Ausbildung in die USA gelangte.
„Auf der Ebene der Gesetzgeber war es so, dass schon damals, als ich in den 1980er Jahren in die Vereinigten Staaten kam, zum Thema Migrationsreform nichts geschah. Niemand hat es angefasst. Und all die Menschenleben, die in der Zwischenzeit ungerecht behandelt wurden, um es zurückhaltend zu sagen… Was wir jetzt hier in San Antonio tun werden, ist zusammen mit der Stadt und den Gläubigen Gedenkmessen feiern und Gebete organisieren. Aber wir werden auch Botschaften an die Gesetzgeber schicken, die die Gesetze ändern können. Wir vertrauen auf Gott, der auf seine oft verborgene Art wirkt, wie wir glauben. Und wir wissen, dass Gott jedes noch so kleine Zeichen der Hoffnung vervielfältigen wird.“
(vatican news - gs)
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