Papst am Ufer des See Gottes Papst am Ufer des See Gottes 

Kanadischer Missionar: „Papst zeigt uns, was Versöhnung bedeutet“

Der Leiter der der Päpstlichen Missionswerke (POM) Pater Yoland Ouellet, O.M.I. hat begrüßt, dass die Reise des Papstes nach Kanada den seit 2015 eingeschlagenen Weg der Versöhnung unter dem Motto „Gemeinsam gehen“ fortsetzt. Vergebung könne nur gelingen, wenn alle Seiten sich gegenseitig vergeben würden.

Die Einladung zu der Kanada-Reise des Papstes werde von allen Seiten gemeinsam gewürdigt. Dies sagte Pater Ouellet gegenüber der katholischen Nachrichtenagentur Fides. Diese Reise mit ihren vielen Begegnungen sei ein weiterer Schritt auf dem Weg „der Wahrheit, der Vergebung und der Heilung“. Die unternommenen Schritte seien durch die Vergebungsbitte des Papstes im April in Rom sowie der Vergebungsbitte der kanadischen Bischofskonferenz 2021, welche das Ende eines seit 2015 stattfindenden Aufarbeitungsprozesses war, ermöglicht worden, so der Pater.

Vergebung verteilt Schuld

Für Pater Ouellet ist dabei wichtig, dass alle Seiten ihr Verhalten und ihre Schuld in den Blick nehmen, denn „Wir haben eine kollektive Verantwortung für ein ganzes System, das meiner Meinung nach Opfer auf beiden Seiten verursacht hat.“ Er forderte auf, dass nicht eine Seite an den Pranger gestellt werde, vielmehr sollten alle um Vergebung bitten. Dabei gefalle ihm „die Bitte um Vergebung besser als die Durchführung eines Prozesses, bei dem nur die Schuldigen ohne Gnade verurteilt werden sollen.“ Außerdem sei es in einer Welt der Spaltung immer wichtiger, gemeinsam auf dem Weg zu sein und gegen Diskriminierung jeglicher Art vorzugehen.

Dabei dürfe mit den Worten von Papst Johannes Paul II die Freiheit nicht vergessen werden, dass jeder seinen „eigenen Glauben habe, ihn bekennen und praktizieren“ könne, deutet der Pater an. So könne der nun gemeinsam mit Papst Franziskus angestoßene Weg „uns durch ernsthaftes Nachdenken und Handeln“ versuchen „zu versöhnen, was uns mit der Zeit zu Frieden und Heilung führen wird.“ Dies, so Pater Ouellet sei sicher nicht einfach, würde aber dem gemeinsamen Ziel- einer besseren Welt- dienen.

„Wir haben eine kollektive Verantwortung für ein ganzes System, das meiner Meinung nach Opfer auf beiden Seiten verursacht hat.“

Hintergrund

Franziskus hatte bereits bei einem Besuch mehrerer indigener Delegationen im März in Rom um Vergebung für kirchliche Vergehen an Indigenen gebeten. Hintergrund ist die kulturelle Isolation, die Misshandlung und der Missbrauch von indigenen Kindern in so genannten kirchlich geführten kanadischen Residential Schools im 19. und 20. Jahrhundert. Viele von ihnen standen unter der Verwaltung der Oblaten der Unbefleckten Jungfrau Maria (O.M.I.). Die Ordensgemeinschaft war 1991 eine der ersten, die die Indigenen für die erlittenen Misshandlungen um Vergebung bat und sich seitdem um Aufklärung und Versöhnung bemüht.

Das Motto des Papstbesuches in Kanada heißt „Gemeinsam gehen“ und verweist auf den Weg der Versöhnung und zugleich auf den kirchlichen Stil der Synodalität, der in Dialog, gemeinsamer Unterscheidung und Geschwisterlichkeit konkrete Gestalt annehmen soll. Die katholische Kirche brachten europäische Missionare Anfang des 17. Jahrhunderts in die sogenannte „Neue Welt“. Heute nennen sich etwa 63 Prozent der gut 38 Millionen Kanadier Christen, rund die Hälfte von ihnen sind katholisch.

(fides –schw)
 

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27. Juli 2022, 13:58