Montenegro: Abkommen mit Serbisch-orthodoxer Kirche
Die letzte Verhandlungsrunde zwischen Abazovic und dem serbischen Patriarchen Porfirije hatte Ende Juni in Belgrad stattgefunden. Am 30. Juni zeigten sich die beiden an einer Medienkonferenz mit dem Diskussionsverlauf zufrieden und zuversichtlich in Bezug auf einen baldigen Abschluss.
Das 20 Artikel umfassende Abkommen schreibt die Trennung von Kirche und Staat in Montenegro vor (Art. 1). Der Staat anerkennt die „Kontinuität der rechtlichen Subjektivität" der SOK in Montenegro seit 1219 (Präambel und Art. 2) und garantiert die „Unverletzlichkeit des kirchlichen Eigentums- und Nutzungsrechts über Klöster, Kirchen, Gebäude und andere Liegenschaften und Räumlichkeiten in ihrem Besitz" (Art. 7). Diese Bestimmungen sind für die SOK wichtig, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu Eigentumskonflikten mit staatlichen Organen und der konkurrierenden Montenegrinischen Orthodoxen Kirche, einer gesamtorthodox nicht anerkannten Kirche, gekommen ist. Im Fokus stand dabei insbesondere das Kloster Cetinje in der alten Königs- und Hauptstand Montenegros.
Weiter offene Fragen
Festgeschrieben wird zudem, dass ausschließlich die Bischofsversammlung der SOK als höchstes kirchliches Organ für die Wahl, Weihe und Einsetzung der Bischöfe in den Eparchien in Montenegro sowie für die Gründung, Veränderung und Aufhebung von Eparchien zuständig ist (Art. 6). Bezüglich der Restitution von nationalisierten kirchlichen Gütern in der sozialistischen Zeit hält das Abkommen fest, dass diese Frage in einer „vernünftigen Frist" geregelt werden soll (Art. 12). Außerdem wird die Möglichkeit zur Einführung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen eingeräumt (Art. 16). Dies hatte Metropolit Joanikije (Micovic) von Montenegro und den Küstenländern mehrfach gefordert.
Fraglich ist allerdings, ob damit die Debatte um das Grundsatzabkommen wirklich abgeschlossen ist. Kritiker bemängelten, dass das Abkommen der SOK zu viele Privilegien zugestehe. Vize-Ministerpräsident Rasko Konjevic von der Sozialdemokratischen Partei (SDP) drohte mit dem Bruch der Regierungskoalition. Auch die Demokratische Partei der Sozialisten (DPS) von Präsident Milo Dukanovic drohte der Minderheitsregierung von Dritan Abazovic ihre Unterstützung zu entziehen, sodass diese ihre Parlamentsmehrheit verlieren würde. Das Abkommen widerspreche der Verfassung, und „die Präambel stimmt nicht mit historischen Fakten überein", sagte Konjevic. Die Regierung habe „ihre Legitimität verloren". Nach Konsultationen solle ein Antrag gestellt werden, das Mandat des Parlaments zu kürzen, „das heißt außerordentliche Wahlen abzuhalten". 13 Stimmen würden nicht zwei Drittel der 21 Minister bilden, bemängelte der SDP-Minister, somit sei das Dokument nicht korrekt verabschiedet worden. Abazovic widersprach dieser Einschätzung, bot aber an, die Abstimmung aufgrund des Fehlens dreier Minister zu wiederholen.
Hintergrund
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