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Weizenfeld mit eingeschlagener Rakete in der Nähe von Charkiw Weizenfeld mit eingeschlagener Rakete in der Nähe von Charkiw 

Ukraine: Getreideausfuhr-Abkommen auch dank muslimischer Vermittlung

Es ist eine positive Nachricht inmitten der Kriegswirren in der Ukraine: Nach monatelanger Blockade haben die Ukraine und Russland eine Vereinbarung zur Getreideausfuhr unterzeichnet. Dieser Schritt wurde dank der Vermittlung der Vereinten Nationen und der Türkei möglich. Eine Erleichterung für Entwicklungsländer, die auf Weizenlieferungen angewiesen sind.

Mario Galgano – Vatikanstadt

Es brauchte die Vermittlung eines muslimisch geprägten Staates und das Engagement des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, um die Fortschritte zu erzielen. Doch in der Ukraine haben muslimische Ukrainer gleichzeitig auf ihre dramatische Lage hingewiesen. Artur Abu Ibrahim von der islamischen Gemeinde in Charkiw – im Osten der Ukraine, direkt an der russischen Grenze – schlägt Alarm: „Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf die Folgen des Krieges lenken, den die Russische Föderation gegen die Ukraine und ihr Volk entfesselt hat. Es ist grausam, was der ungerechte Krieg gebracht hat. Traurig ist, dass dieser Krieg unter dem Segen einiger Muftis in Russland, also durch hochranginge Perönlichkeiten unter den Muslimen in der Russischen Föderation, geführt wird. Das hat bereits Zehntausende friedlicher Menschen das Leben gekostet“, sagte Artur Abu Ibrahim auf seiner Facebook-Seite.

Zum Nachhören - wie die Lage in der Ukraine ist

Während seine Glaubensbrüder in der Türkei dazu beigetragen hätten, den Getreideausfuhr-Abkommen zu ermöglichen, sehe es bei ihm in Charkiw schrecklich aus. Der junge Muslim sprach von zerstörten Wohngebäuden und bombardierten religiösen Einrichtungen. Er erwähnte die Zerstörung der Moschee in Severodonetsk und den Beschuss der Moschee in Charkiw.

„Am 20. Juli zerstörten die Streitkräfte der Russischen Föderation wie ein Wirbelsturm einen großen Teil der Moschee in der Stadt Charkiw, wo drei Zivilisten, darunter ein 13-jähriger Junge, an einer Haltestelle des öffentlichen Verkehrs in der Nähe der Moschee starben“, sagte der Vertreter der muslimischen Gemeinde von Charkiw.

Sich nicht an den Krieg beteiligen

Artur Abu Ibrahim rief vor diesem Hintergrund die Muslime der Russischen Föderation und anderer Länder auf, sich nicht an dem Krieg zu beteiligen und den Konflikt in der Ukraine „auf jede erdenkliche Weise“ zu bekämpfen.

„Wenn wir Muslime in der Ukraine auf die sogenannte Befreiung durch Russen warten würden oder wenn wir in Russland leben wollten, weil wir angeblich unter der Besatzung oder unter der Unterdrückung von fiktiven Nazis oder Faschisten wären, dann wären wir schon längst zu Ihnen nach Russland geflohen. Aber es ist umgekehrt so, dass noch vor dem Krieg Tausende von Muslimen der Russischen Föderation in der Ukraine Zuflucht gefunden haben“, sagte Artur.

Ein ukrainischer Politiker wies darauf hin, dass der Beschuss der Moschee in Charkiw just zu dem Zeitpunkt stattfand, als sich der russische Präsident Wladimir Putin im Iran aufhielt, wo die Mehrheit der Bevölkerung Muslime sind. Nichts sei dem Angreifer heilig, so der Muslim aus Charkiw und wies darauf hin, dass es in der multikulturellen und multireligiösen Millionenstadt Charkiw mehr Moscheen gebe als in der Metropole Moskau.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, der bei der Zeremonie zur Unterzeichnung des Getreideausfuhr-Abkommens in Istanbul anwesend war, nannte den Tag „historisch“. Wegen des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland können etwa 20 Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine noch nicht exportiert werden. Dies soll sich nun ändern. Die Nahrungsmittel werden auf dem Weltmarkt - vor allem in Asien und Afrika - dringend benötigt. Die Vereinten Nationen warnten zuletzt schon vor der größten Hungersnot seit Jahrzehnten. Die Ukraine zählte vor dem russischen Angriffskrieg zu den wichtigsten Getreideexporteuren der Welt.

Hafen von Odessa mit Raketen beschossen

Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen. „Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an“, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag mit.

(risu/reuters/afp)

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23. Juli 2022, 11:59