Afghanistan: Wenn Mädchen nicht zur Schule dürfen
Das ergab eine neue Analyse des UNO-Kinderhilfswerks Unicef ein Jahr nach der Machtübernahme der Taliban in Kabul. Die Schätzungen berücksichtigen nicht die nicht-wirtschaftlichen Auswirkungen, die sich ergeben, wenn Mädchen der Zugang zu Bildung verwehrt wird. Das sind z. B. der drohende Mangel an Lehrerinnen, Ärztinnen und Krankenschwestern, die sich daraus ergebenden Auswirkungen auf den rückläufigen Grundschulbesuch von Mädchen und die mit Teenagerschwangerschaften verbundenen höheren Gesundheitskosten.
Die Schätzungen berücksichtigen auch nicht den allgemeinen Nutzen von Bildung, einschließlich des allgemeinen Bildungsniveaus, der geringeren Zahl von Kinderheiraten und der geringeren Kindersterblichkeit.
Nichtbildung von Mädchen ist besonders kostspielig
Schon vor der Machtübernahme der Taliban gab es in Afghanistan über 4,2 Millionen Kinder, die nicht zur Schule gingen, 60 % davon waren Mädchen. Obwohl die potenziellen Kosten der Nichtbildung von Jungen und Mädchen in Form von Einkommensverlusten hoch sind, ist die Nichtbildung von Mädchen besonders kostspielig, so Unicef. Es gebe nämlich einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau und der Tatsache, dass Mädchen Heirat und Mutterschaft hinauszögern, am Erwerbsleben teilnehmen, Entscheidungen über ihre Zukunft treffen und später im Leben mehr in die Gesundheit und Bildung ihrer Kinder investieren.
Die Analyse zeigt, dass Afghanistan nicht in der Lage sein wird, das während des Übergangs verlorene Bruttoinlandsprodukt (BIP) wiederherzustellen und sein wahres Produktivitätspotenzial zu erreichen, wenn das Recht der Mädchen auf Zugang zu einer Sekundarschulbildung und deren Abschluss nicht erfüllt wird.
Auch die Unterernährung von Kindern ist auf dem Vormarsch. Im Juni 2021 wurden in Afghanistan 30.000 Kinder wegen schwerer akuter Unterernährung behandelt; im Juni 2022 wurden 57.000 Kinder stationär behandelt, was einem Anstieg von 90 % entspricht. Die Kinder sind gezwungen, zu arbeiten, um ihre Familien zu unterstützen, anstatt zur Schule zu gehen.
„Die Entscheidung vom 23. März, den Mädchen die Rückkehr zur Sekundarschule zu verweigern, war schockierend und zutiefst enttäuschend“, sagt der Unicef-Vertreter in Afghanistan, Mohamed Ayoya. „Dies verletzt nicht nur das Grundrecht der Mädchen auf Bildung, sondern setzt sie auch einem höheren Risiko der Ausbeutung und des Missbrauchs aus, einschließlich Kinderhandel sowie Früh- und Zwangsverheiratung.“ Afghanistan sei nach wie vor „eine der komplexesten und multidimensionalsten weltweiten Krisen für Kinder“, so Ayoya.
(vatican news - sk)
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