Mumbiela Sierra, Bischof von Almaty Mumbiela Sierra, Bischof von Almaty 

Kasachstan: Auf gutes Auskommen der Religionen angewiesen

Der Vorsitzende der Bischofskonferenz von Kasachstan, José Luis Mumbiela Sierra, hält die für September angekündigte Papstreise in das zentralasiatische Land für eine wichtige Etappe im Dialog der Religionen und christlichen Kirchen.

Federico Piana und Stefan von Kempis - Vatikanstadt

Vor allem für den Religionsgipfel, den Kasachstan zum siebten Mal ausrichtet, sei die Teilnahme von Franziskus „die größte Errungenschaft“, schließlich sei der Papst im Bereich des Dialogs der Kulturen und Religionen „die wichtigste und anerkannteste internationale Persönlichkeit“. Das sagte Mumbiela Sierra in einem Interview mit Radio Vatikan.

„Ich glaube, dass das Kommen des Papstes die Berufung dieses Landes unterstreichen wird, ein Modell für das friedliche Zusammenleben verschiedener ethnischer Gruppen und Religionen zu sein. In den 30 Jahren seiner Unabhängigkeit hat Kasachstan auf dieses Modell des Zusammenlebens gesetzt. Es ist ein Weg, der natürlich nicht ohne Schwierigkeiten ist, aber es lohnt sich, den großen Prinzipien treu zu bleiben, auch wenn sie Opfer kosten.“

Almaty
Almaty

Ein Puzzle verschiedenster ethnischer und religiöser Gruppen

Das zentralasiatische Kasachstan ist einer der größten Flächenstaaten der Welt. Anrainer von China wie von Russland, wurde das Land 1990 nach der Auflösung der Sowjetunion unabhängig. Charakteristisch für Kasachstan ist das Puzzle verschiedenster ethnischer Gruppen; die Mehrheit der Menschen sind Muslime, die christliche Minderheit ist hauptsächlich orthodox.

In diesem sehr vielfältigen Kontext bereichert der interreligiöse und interkulturelle Dialog nach Mumbiela Sierras Überzeugung die gesamte Gesellschaft. Entscheidende Plattform dafür: die vom Regime geförderten Religionskongresse.

„Das zentrale Thema des diesjährigen Kongresses ist die Rolle, die religiöse Führer bei der geistlichen und sozialen Entwicklung der Menschheit in der Zeit nach der Pandemie spielen können. Bei der Tagung sind mehrere Vorträge und Podiumsdiskussionen sowie die Veröffentlichung eines gemeinsamen Papiers geplant.“ Auch der russisch-orthodoxe Patriarch von Moskau, Kyrill I., hat offenbar seine Teilnahme zu dem Gipfel Mitte September in der Hauptstadt Nur-Sultan zugesagt.

Ordensfrau mit jungen Musliminnen
Ordensfrau mit jungen Musliminnen

„Ein Modell für die ganze Welt“

„Als Kasachstan vor 30 Jahren den Weg in die Unabhängigkeit einschlug, wollte es die Harmonie zwischen den verschiedenen Religionen und den ethnischen Gruppen zum sozialen Pfeiler für den Aufbau des Landes machen. In all diesen Jahren hat die Regierung den Dialog, das gegenseitige Verständnis und die Freundschaft zwischen den verschiedenen religiösen Führern einer Stadt, Provinz oder Region gefördert. Sogar im offiziellen Kalender gibt es einen Tag im Jahr, den 18. Oktober, der der religiösen Harmonie gewidmet ist: Um dieses Datum herum werden normalerweise runde Tische oder gemeinsame Feiern abgehalten.“

Das Abhalten von Kongressen der religiösen Führer der Welt in der Hauptstadt Kasachstans in den letzten Jahren ist aus der Sicht des aus Spanien stammenden Missionsbischofs ein deutliches Zeichen dafür, „dass dies nicht nur eine Idee für unser Land ist“, sondern ein Modell „für den Frieden in der Welt“. Die kleine katholische Kirche des Landes ist natürlich froh über die offizielle Linie des Regimes.

Papst Franziskus
Papst Franziskus

Am wichtigsten sind persönliche Freundschaften...

„Wir versuchen, uns auf allen Ebenen aktiv zu beteiligen, sei es auf der Ebene kleinerer Städte wie auf regionaler oder nationaler Ebene. Darüber hinaus ist es auf persönlicher Ebene am wichtigsten, dass gute Freundschaften zwischen unseren Priestern oder Bischöfen und Vertretern anderer Konfessionen, christlicher und nichtchristlicher, entstehen. Denselben Geist vermitteln wir auch unseren Gläubigen, damit das gesellschaftliche Zusammenleben auf den klaren und soliden Grundsätzen der Geschwisterlichkeit und des friedlichen Zusammenlebens zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen beruhen kann.“

Eines ist für Mumbiela Sierra, der seit elf Jahren Bischof in Almaty ist, ganz klar: Ohne Dialog und gutes Auskommen wird die katholische Kirche in Kasachstan nicht überleben können. Mit Blick auf die Lage in Zentralasien sagt er:

„Wie Sie sich leicht vorstellen können, ist es in Kasachstan nicht dasselbe wie in Afghanistan. Unsere Länder sind zum Beispiel alle mehrheitlich muslimisch, mit Ausnahme der Mongolei, wo die Mehrheit buddhistisch ist. Es handelt sich also um sehr unterschiedliche Realitäten. Aber im Allgemeinen sind wir alle davon überzeugt, dass die Berufung zur Einheit nicht nur ein innerkirchlicher Traum ist, sondern vielmehr eine Sehnsucht nach der Einheit aller, damit der Friede, den Christus uns gebracht hat, herrschen kann. Wir sind keine Pilger auf der Suche nach einer unerreichbaren Einheit, sondern Zeugen einer Einheit, die bereits in unseren Herzen gelebt wird, weil der eine Gott in unseren Seelen wohnt…“

 

Hier können Sie den Beitrag mit den Interviewausschnitten nachhören

(vatican news)

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05. August 2022, 09:52