Verunfallter Bus aus Polen Verunfallter Bus aus Polen 

Polen: Kirche verschärft nach Unfall die Regeln für Pilgerreisen

Nach einem Busunglück mit zwölf Toten will die katholische Kirche in Polen mit neuen Leitlinien Pilgerfahrten sicherer machen. Man werde an die Organisatoren von Pilgerreisen appellieren, „sich mehr um die Sicherheit zu kümmern, unter anderem Übernachtungen vorzusehen und keine Nonstop-Fahrten zu planen“, sagte der zuständige Weihbischof Krzysztof Zadarko der polnischen Nachrichtenagentur KAI.

Der Weihbischof kritisierte „Druck, Pilgerfahrten so billig wie möglich zu machen“. Dies könne „fatale Folgen“ haben.

Vergangenen Samstag war ein Bus mit polnischen Pilgern auf der Autobahn nordöstlich der kroatischen Hauptstadt Zagreb von der Fahrbahn abgekommen. Die Gruppe war auf dem Weg zum Abschlussgottesdienst des Jugendfestivals im Wallfahrtsort Medjugorje im Südwesten von Bosnien und Herzegowina. Zwölf Personen kamen bei dem Unfall ums Leben, 32 weitere wurden verletzt. Laut kroatischen Medien soll der Busfahrer am Steuer eingeschlafen sein.

„Notwendige Bedingungen für die Sicherheit und religiöse Ausrichtung von Pilgerfahrten“

Weihbischof Zadarko erklärte, man müsse die Ergebnisse der Untersuchung abwarten. Der von ihm geleitete Rat für Migration, Tourismus und Pilgerreisen der Polnischen Bischofskonferenz werde im Herbst neue „Leitlinien für die Pilgerseelsorge“ vorlegen. Diese werden laut Zadarko auch Sicherheitsregeln enthalten. „Es wird wahrscheinlich nötig sein, die Zertifizierung von Pilgerbüros einzuführen, die die notwendigen Bedingungen für die Sicherheit und religiöse Ausrichtung von Pilgerfahrten erfüllen“, so der Weihbischof.

Hintergrund

Die Pilgerfahrt nach Medjugorje hatte ein spezialisiertes Warschauer Reisebüro nach eigenen Angaben im Auftrag einer Ordensfrau organisiert. Die Reisegruppe startete am Freitag mit zwei Busfahrern und 42 Pilgern in Polen und sollte am Samstag den Wallfahrtsort erreichen - ohne eine Hotelübernachtung auf dem Weg. Laut Zadarko handelt es sich um die dritte Pilgerfahrt mit einer großen Zahl von Unfallopfern binnen 20 Jahren. Die Tragödie in Kroatien dürfe kein Grund sein, die Organisation von Wallfahrten zu Heiligtümern aufzugeben, betonte er.

Medjugorje zählt zu den größten katholischen Wallfahrtsorten. Bekannt wurde er durch Berichte von Marienerscheinungen seit Juni 1981 von damals sechs Jugendlichen, die bei einigen bis heute andauern sollen. Das Jugendfestival „Mladifest“ gilt neben dem Jahrestag der Erscheinungen als Höhepunkt des Jahres in Medjugorje. Seit 1989 findet es jährlich im August statt und dauert fünf Tage.

(kap – mg)

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11. August 2022, 14:12