Das orthodoxe Patriarchat in Belgrad Das orthodoxe Patriarchat in Belgrad 

Serbien: Heiligsprechung löst ökumenischen Konflikt aus

Die Synode der serbisch-orthodoxen Kirche hat sieben Kinder heiliggesprochen und damit einen ökumenischen Konflikt ausgelöst. Die katholischen Bischöfe des Landes äußern sich empört über das Vorgehen und sprechen in einem Protestschreiben von „Unwahrheiten und Manipulation“.

Die nun heiliggesprochenen sogenannten „Märtyrerkinder von Jastrebarsko und Sisak" sollen während der Zeit des „Unabhängigen Staates Kroatien" (NDH) im Zweiten Weltkrieg Opfer von Quälereien geworden seien, weil sie orthodox waren. Sie seien in einem Kinderheim der katholischen Kirche von Mitarbeitern, darunter Ordensfrauen, misshandelt worden und schließlich gestorben, so die orthodoxe Darstellung.

Empörung der katholischen Kirche

Als Reaktion auf die Kanonisierung haben sieben kroatische katholische Bischöfe, darunter der Erzbischof von Zagreb, Kardinal Josip Bozanić, ein Protestschreiben an den serbischen Patriarchen Porfirije gerichtet. Die Bischöfe verurteilen diese Version der historischen Ereignisse scharf und lasten der für die Heiligsprechung verwendeten Dokumentation Ungenauigkeiten an.

„Wir sind fassungslos und traurig, weil wir den Eindruck haben, dass die Heilige Synode der Bischöfe der serbisch-orthodoxen Kirche in dieser Angelegenheit offensichtlich Rhetorik und kommunistische Propaganda voller Unwahrheiten und Manipulationen akzeptiert hat." Sie warnen vor den negativen Auswirkungen, die diese und ähnlich gelagerte Heiligsprechungen auf die Beziehungen zwischen kroatischen Katholiken und serbischen Orthodoxen haben könnten.

Geschichtlicher Hintergrund

Der neue Streit rührt an eine seit Jahren andauernde Auseinandersetzung um die Rolle der katholischen Kirche und ihres Klerus im faschistischen NDH. Dabei geht es besonders um das Verhalten des damaligen Erzbischofs von Zagreb, Aloizije Stepinac (1898-1960). Dieser gilt den Kroaten als nach dem Krieg von den Kommunisten verfolgter Patriot und 1998 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochener Nationalheiliger, den Serben hingegen als enger Verbündeter des Ustascha-Regimes von Ante Pavelić und geistiger Vater der Verfolgung der orthodoxen Serben im NDH.

Auch die „Kinderlager" werden völlig unterschiedlich gesehen: In kroatischer Sicht wurde dort den leidenden serbischen Kindern geholfen. Die Ordensfrauen, die die „Auffangzentren" für Kinder betreuten, die von ihren Eltern getrennt wurden  (welche meistens getötet wurden), hätten wahre Güte und Barmherzigkeit gezeigt. In serbischer Sicht dienten die Lager letztlich nur der Zwangskatholisierung oder Vernichtung der dort untergebrachten Insassen.

(kna- schw) 
 

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16. August 2022, 10:29