Arabien-Bischof Paul Hinder bei einem interreligiösen Treffen (Archivbild) Arabien-Bischof Paul Hinder bei einem interreligiösen Treffen (Archivbild) 

Arabien-Bischof Hinder: Bedingungen für Christen bessern sich

Papst Franziskus hat bei seiner Rückreise von Kasachstan angekündigt, im November nach Bahrain reisen zu wollen. Der für Bahrain zuständige Bischof Paul Hinder hat in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Information Christlicher Orient" per Interview zur Situation in Bahrain und darüber hinaus auf der gesamten Arabischen Halbinsel Stellung genommen.

Der Schweizer Bischof ortete ganz generell in den meisten Ländern leichte Verbesserungen für die Christen. Das Wirken der Kirche sei aber im Wesentlichen Migranten-Seelsorge. Missionarische Tätigkeit und das Taufen von einheimischen Muslimen sei verboten. Konversionen von Nicht-Muslimen seien aber recht häufig.

Besonders problematische Situation in Saudi-Arabien

Bahrain verfolge seit Langem eine recht liberale Religionspolitik, einschliesslich der Verleihung des Bürgerrechts an einzelne Christen, berichtete der Bischof. Auch einige andere Länder, vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate, hätten in den letzten Jahrzehnten die Rahmenbedingungen für Christen wesentlich verbessert.

Am problematischsten sei die Situation immer noch in Saudi-Arabien, çobwohl es auch dort in den vergangenen 15 Jahren zu einer gewissen Entspannung gekommen ist", so der Bischof. In Saudi-Arabien seien die Kompetenzen der Religionspolizei eingeschränkt worden. Am schwierigsten sei derzeit kriegsbedingt die Lage der wenigen Christen im Jemen. Hinder: „Das Wirken der Kirche über den Rand der seelsorglichen Betreuung der Gläubigen innerhalb der Pfarreien hinaus ist im Allgemeinen weder erwünscht noch erlaubt. Niederschwellige karitative Tätigkeit geschieht aber recht intensiv durch einzelne Gruppen oder Vereine in den Pfarreien."

„In den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es sieben Schulen in der Trägerschaft der Kirche und eine in Bahrain“

Es gebe auch einige kirchlich geführte Schulen, so Hinder: „In den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt es sieben Schulen in der Trägerschaft der Kirche und eine in Bahrain. Daneben gibt es in den Vereinigten Arabischen Emiraten und in Kuwait acht Privatschulen in der Trägerschaft von Kongregationen." Andere Institutionen, wie zum Beispiel Universitäten oder Spitäler unter kirchlicher Führung, gebe es bis jetzt nicht.

Keine Kirchen, aber lebendige Gemeinden

Zur konkreten Situation in Saudi-Arabien befragt, sagte der Bischof: „Die Christen können und dürfen sich zum Gottesdienst im privaten Rahmen versammeln, müssen aber darauf achten, dass ihre Zahl in der Regel nicht mehr als 50 beträgt, und sie die einheimische Bevölkerung nicht stören, zum Beispiel mit Gesang und Musik oder mit dem Parken auf deren Gelände." Seit Jahren würden mehrere Priester in dem riesigen Land unter den katholischen Gläubigen wirken, die in vier Pfarreien mit Aussenstationen organisiert sind. „Kirchen aus Stein oder Beton gibt es keine, aber recht lebendige Gemeinden, die diskret ihren Glauben leben und feiern", so der Bischof.

Gewalt gegen Christen in Jemen

Wie der Bischof weiter erzählte, habe er vor dem Kriegsausbruch im Jemen im März 2015 die vier Pfarreien im Land jedes Jahr wenigstens einmal besucht. Seither sei dies aber nicht mehr möglich. Anfang März 2016 wurden die Mutter Teresa Schwestern und Mitarbeitende in Aden überfallen und die meisten von ihnen getötet. Der Salesianer Tom Uzhunnalil wurde entführt und erst nach 18 Monaten freigelassen.

„Der Weg zum Frieden im kriegsgeprüften Land ist lang und steinig“

Seither ruhe in Aden und in Taiz das Pfarrleben. Gegenwärtig lebten und wirkten acht Schwestern in Sana’a und in Hodeidah. Sie führten zwei von ursprünglich vier Heimen für Behinderte weiter. Die Schwestern und die wenigen verbliebenen Gläubigen würden von einem Priester unterstützt.

Zur Frage, ob er Chancen für einen Frieden im Jemen sieht, antwortete der Bischof vorsichtig: „Der Weg zum Frieden im kriegsgeprüften Land ist lang und steinig." Der Waffenstillstand hat in den letzten Monaten Luft verschafft, damit lebensnotwendige Güter ihren Bestimmungsort erreichen können. Ob es zu einer dauerhaften Friedensregelung kommt, könne im Moment aber niemand voraussagen. Dazu brauche es die Kompromissbereitschaft der Kriegsparteien im Innern des Landes und den Rückzug der Mächte, „die zumindest bis vor Kurzem den Konflikt von aussen befeuerten."

Nachhaltiger Papstbesuch

Zur Frage, ob der Besuch von Papst Franziskus in Abu Dhabi 2019 nachhaltige Auswirkungen mit sich gebracht hat, unterstrich der Bischof, dass der Name von Papst Franziskus in Arabien einen guten Klang habe. Sein Besuch Anfang Februar 2019 sei nicht nur für die Christen ein positives Ereignis gewesen, „sondern hat neue Initiativen im Gefolge des Dokuments über Human Fraternity ausgelöst."

(kap-sst)

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18. September 2022, 17:54