#EoF2022 in Assisi: Schweizer Teilnehmer hoffen auf neue Impulse
Hannah Krewer und Sabine Meraner - Assisi
Drei Tage lang haben sich die mehr als 3.000 Teilnehmer in Assisi ausführlich mit den verschiedensten Themen auseinandergesetzt: Landwirtschaft, Finanzen und Menschlichkeit, Profit, Frauen in der Wirtschaft, Nachhaltigkeit und Frieden und vieles mehr.
„Philosophisches und theologisches Fundament“
Auch Werner Dürr von der Universität Fribourg ist nach Assisi gereist, um an dem alternativen Wirtschaftsgipfel teilzunehmen. Ihm persönlich ist es wichtig, dass die Wirtschaft nie ihr Fundament aus dem Blick verliert: „Wenn man die heutige Welt anschaut, dann merkt man, dass die Ökonomie oft so eine Art Eigendynamik hat, dass mehr und mehr Dinge ökonomisiert werden“, sagt er. „Es gibt Menschen, die tun so, als wäre Ökonomie eine exakte Wissenschaft, eine Naturwissenschaft. Aber eigentlich ist sie eine Geisteswissenschaft, sie hat ein philosophisches und theologisches Fundament. Wir möchten darauf hinweisen, dass man Wirtschaft betreiben kann, aber wenn man sich nicht bewusst ist, was darunter steckt, entwickelt man einen Dualismus, der sehr schade ist.“
An der Universität Fribourg hat er deswegen eine Schulung für Geschäftsleute und Theologen entwickelt, um diese beiden Bereiche noch mehr miteinander zu verknüpfen. Am Ende von „Economy of Francesco“ hofft er auch auf konkrete Ergebnisse: „Im besten Fall, dass junge Menschen motiviert werden, zu sagen: Es lohnt sich, Energie zu investieren in ein Studium, einen Beruf oder eine Unternehmung, wo ich einen konkreten Beitrag leisten kann. Dass jeder seins dazutut und dass man gemeinsam die großen Ideen entwickelt. Etwas, das das Denken beeinflusst, verändert und aus dem heraus ein neues Handeln kommen kann. Man kann nicht nur die Handlung ändern, man muss auch das Denken dahinter verändern.“
Dass so viele junge Leute nach Assisi gekommen sind, um gemeinsam über eine nachhaltigere Wirtschaft nachzudenken, ist für ihn aber auch so schon ein ganz wichtiges Zeichen. „Was ich erlebt habe ist einfach eine Fülle von Menschen aus allen Kontinenten, Schichten und Berufsgattungen, Akademie, Praxis, Betroffene, die sich begeistern lassen. Ich meine, die kommen aus Brasilien, Argentinien und Afrika nach Assisi, um sich zu treffen, um sich nach der Pandemie persönlich zu sehen.“ Er geht sogar so weit, zu sagen: „Das ist fast ein prophetisches Zeichen.“
Chance liegt in der Internationalität
Auch Andreas Steingruber arbeitet an der Universität Fribourg und ist nach Assisi gereist. Die Schnittstelle zwischen Glaube und Gesellschaft ist ihm besonders wichtig. Von „Economy of Francesco“ erhofft er sich viel: „Ich denke, dass viele junge Menschen in vielen Fragen entmutigt sind, wenn man in die Zukunft schaut und gewisse dystopische Szenarien im Umlauf sind. Ich denke, dass es da neue, hoffnungsvolle Impulse gebraucht für unsere Zeit“, erklärt er. „Junge Menschen brauchen Hoffnung in der Welt, in der Wirtschaft, für unseren Planeten. Und da glaube ich schon, dass Economy of Francesco hoffnungsvolle Impulse geben kann.“
Gerade auch in der Internationalität der Veranstaltung sieht er eine große Chance: „Wenn wir uns im Miteinander verstehen und gemeinschaftlich am Weg sind und solche Netzwerke sich über den Globus spannen, dann empfinde ich es als sehr hoffnungsvoll, dass man im Gespräch miteinander neue Perspektiven und Möglichkeiten erkennt.“
Perspektiven für eigenes Unternehmen
Mischa Jaisli leitet ein Multimediaunternehmen in Biel. Die Wirtschaft ist für ihn etwas Gutes, sagt er, aber sie müsse in eine andere Richtung gehen und könne nicht so bleiben, wie sie im Moment ist. Von der Economy of Francesco erhofft er sich auch neue Impulse für sein eigenes Unternehmen. „Der Ansatz von Papst Franziskus, dass in der Wirtschaft niemand zu kurz kommen soll, das hat mich schon fasziniert. Das ist es auch ganz praktisch aus einer Businessperspektive, wo man Geschäftsentscheidungen treffen muss, schauen muss, wie man Löhne zahlt, da fallen solche Dinge schon ins Gewicht“, findet er.
„Was heißt das? Stellt man jemanden ein, der vielleicht weniger effizient ist, aber dafür bekommt jemand aus der Gesellschaft einen Arbeitsplatz? Das sind schon ganz konkrete Fragen.“ Jeisli glaubt, dass die Veranstaltung in der Welt auch durchaus wahrgenommen wird. „Es ist schon sehr interessant, dass nicht ein von oben herab diktierter Prozess ist. Sondern es ist eine Bewegung, die von unten kommt, die etwas bewirken kann, da bin ich überzeugt.“
(vatican news)
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