Indien: Sikhs werfen Christen Konversionen im Punjab vor
Unterdessen hat der Oberste Gerichtshof in Neu Delhi die Regierung von Narendra Modi aufgefordert, von den einzelnen Bundesstaaten einen Bericht über die Zunahme der Gewalt gegen Christen einzuholen. So breitet sich in Indien eine neue Form des Extremismus gegen Christen aus, schreibt Asianews. Es wäre diesmal die der Sikh-Gemeinschaft, die in den vergangenen Monaten wiederholt die christliche Gemeinschaft angegriffen und sie beschuldigt habe, Zwangsbekehrungen zu praktizieren. Das Thema wurde der ultranationalistischen Hindu-Propaganda entlehnt, die von der Bharatiya Janata Party (BJP), der Partei von Premierminister Narendra Modi, verbreitet wird.
Extremisten aus dem Punjab hatten zuvor Erklärungen abgegeben, in denen sie vor der Ausbreitung christlicher Kirchen warnten und Missionare beschuldigten, Bekehrungsprogramme durchzuführen, die „von ausländischen Kräften finanziert“ würden. Äußerungen, die eindeutig die Positionen der hindunationalistischen Rechten widerspiegeln. Gemäß Asianews habe es in den vergangenen Monaten mindestens 700 gewalttätige Übergriffe gegen Christen gegeben. Zuvor hatte der Anwalt des Ministeriums diese Berichte von christlichen Institutionen als „falsch und irreführend“ gebrandmarkt, ohne überhaupt auf den Inhalt der Christen einzugehen, und das Ministerium selbst hatte in einer schriftlichen Mitteilung erklärt, dass solche „irreführenden Petitionen“ „im ganzen Land Unruhe stiften, vielleicht um sich mit Unterstützung von außen in die inneren Angelegenheiten der Nation einzumischen“.
Vorwürfe
Inzwischen breite sich dieses Klima aber auch in Gebieten und unter Gruppen aus, die bisher unberührt gewesen seine, so Asianews. Einige Sikh-Gruppen behaupten, dass im Punjab vor allem Angehörige der unteren Kasten zum Christentum konvertierten, wenn auch nur für einige Jahre, um wirtschaftliche Vorteile oder Wunderheilungen zu erlangen. Viele Dalits („Unberührbare“), die der Ausgrenzung durch die indische Regierung und der Unterdrückung durch das Kastensystem überdrüssig seien, würden sich dem Christentum hinwenden, „in der Hoffnung auf ein anständiges Leben und den Zugang zu einer besseren Bildung“, schrieb „The Print“ im Dezember.
In den letzten Tagen brach eine Gruppe unbekannter Männer in eine katholische Kirche ein, zerstörte eine Statue im Inneren und setzte das Auto des Pfarrers in Brand. Der Vorfall ereignete sich in Patti, einem Teil des Bezirks Tam Taran und der Diözese Jalandhar, etwa 50 km südlich von Amritsar, der heiligen Stadt der Sikhs. Aus Sicherheitsgründen hat die Diözese beschlossen, ihre Schulen für einen Tag zu schließen: „Wir bitten alle, sich für Frieden und Harmonie zwischen allen Religionen einzusetzen“, heißt es in der von Apostolischem Administrator Angelo Gracias herausgegebenen Erklärung.
Nur 2,3 Prozent der Bevölkerung sind Christen
Giani Harpreet Singh, Oberhaupt des Akal Takht, des wichtigsten weltlichen Sitzes der Sikhs, hat für den 5. September eine Versammlung einberufen, in der eine Resolution gegen Konversionen verabschiedet werden soll. Die Sikh-Extremisten vergessen jedoch zu erwähnen, dass der Anteil der Christen im Land nach offiziellen Angaben bei 2,3 Prozent liegt. Es ist auch das Fehlen aktueller Schätzungen (die letzte Volkszählung stammt aus dem Jahr 2011), das eine so weit verbreitete und gewalttätige Propaganda gegen religiöse Minderheiten ermöglicht.
Was die so genannte „vote bank“ betrifft, also die Praxis, dass eine religiöse Minderheit massenhaft für einen Kandidaten aus ihrer eigenen Herkunftsgemeinschaft stimmt, so spiegelt sich dies nicht in der Realität wider, da seit der Unabhängigkeit Indiens noch nie ein christliches Mitglied in die Legislativversammlung des Punjabs gewählt wurde. Im Gegenteil, die Christen im Punjab fühlen sich gerade deshalb ausgegrenzt, weil sie keine Privilegien genießen: „Sie sagen, wir verführen die Menschen mit Geld, dabei wollen die Menschen von der Kirche nur Gleichheit“, erklärt Kamal Bakshi, Vorsitzender der Organisation „United Christian Front“.
(asianews - mg)
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