Mary's-Meals-Gründer: Mehr Armut, mehr Hunger
Neben der Krise um ukrainische Getreideexporte spielten dabei auch die Covid-Pandemie, die Zunahme von Konflikten und Kriegen - etwa in Äthiopien, Südsudan und Syrien - sowie der Klimawandel eine wichtige Rolle. Ein Mythos ist für MacFarlane-Barrow aber, dass Menschen hungern müssten, weil es insgesamt weltweit zu wenig zu essen gäbe: „Es gibt genug Nahrung für alle. Wichtig ist, die extreme Armut zu bekämpfen."
Kein Geld für Dünger
Wie drastisch die Ernährungssituation vielerorts ist, schilderte der Sozialexperte anhand der Erlebnisse bei seinem jüngsten Besuch in Kenia. „Die Bauern dort können sich aufgrund des allgemeinen Preisanstiegs nicht mehr die richtige Menge an Dünger für die Pflanzen, die sie jetzt anbauen, leisten. Und das wird sich auf die Ernte im nächsten Jahr auswirken." Wegen der steigenden Armut gebe es in vielen Orten, an denen das Mary's-Meals-Programm bereits an der Schule implementiert ist, „neuen chronischen Hunger der Bevölkerung". In fast allen Einsatzländern der Initiative - darunter auch Äthiopien, Haiti, Indien, Libanon, Liberia, Madagaskar, Malawi, Myanmar, Niger, Sambia, Simbabwe und Uganda - sei die Warteliste von neuen Schulen, die auf eine Beteiligung am Projekt warten, bereits lang.
Hilfe zur Selbsthilfe
Mary's Meals stellt tagtäglich mehr als 2,2 Millionen Schulmahlzeiten in den Hungerregionen der Welt bereit. Durch Spendengelder werden bei lokalen Bauern Grundnahrungsmittel gekauft, mit denen in Schulküchen von einer großen Zahl von Freiwilligen - in der Regel sind dies die eigenen Mütter der Kinder - ein nahrhafter Brei gekocht wird. Erfolg zeigt dieser Ansatz nicht nur im messbaren Anstieg des Schulbesuchs und bei der Gesundheit der Kinder, sondern auch angesichts ausfallender Weizenimporte: „Unser Modell, Lebensmittel vor Ort zu kaufen und somit die landwirtschaftliche Produktion im jeweiligen Land zu fördern, hat sich angesichts der neuen globalen Knappheit als tragfähig erwiesen", so der Mary's-Meals-Gründer.
Eine warme Mahlzeit täglich
Kindern täglich eine warme Mahlzeit sicherzustellen, so das Versprechen der Initiative, ist laut den Worten von MacFarlane-Barrow auch ein Beitrag für den Frieden: „Hunger heizt Konflikte an, da Menschen dann in ihrem Überlebenskampf um Weideplätze für ihre Tiere oder um Wasser konkurrieren und oft daran verzweifeln. Umgekehrt kann aber auch die Gewissheit der Menschen, dass die Ernährung der Kinder und damit auch die Schulbildung abgesichert ist, sich günstig auf die Beilegung von Konflikten auswirken." Die Mahlzeiten von Mary's Meals brächten es zustande, Kinder und Freiwillige aus verschiedenen, teils verfeindeten ethnischen Gruppen, Stämmen und Religionen zu vereinen.
(kap – sm)
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