Bischof von Odessa: Keine Zeit mehr verlieren
Federico Piana und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Der Papst hat Recht. Die Lage hier wird immer heikler, das Risiko steigt, solange Russland keine andere Lösung als weitere Eskalation des Konflikts sieht. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Ich sehe keine andere Lösung als eine Entschärfung des Konflikts. Die Worte des Papsts sind daher wirklich sehr wichtig. Wir sind auch sehr froh, dass der Papst die ernste humanitäre Lage, in der wir uns befinden, und die nukleare Bedrohung, der die Ukraine und die ganze Welt ausgesetzt sind, erkennt und darüber gesprochen hat. Uns es geht hier nicht nur um Angst vor Atomraketen, sondern auch um die Atomkraftwerke, die sich auf unserem Territorium befinden und zunehmend durch den Krieg direkt bedroht sind", erklärt der Bischof von Odessa-Simferopol im Gespräch mit uns.
Dies sei der Preis, den die Ukraine nun zahle, weil die internationale Gemeinschaft nicht erkannt habe, dass alles bereits 2014 mit der Annexion der Krim begonnen habe. Friede sei aber dennoch noch möglich und müsse nun dringend und von allen Seiten angestrebt werden, so der Appell von Bischof Szyrokoradiuk:
„Die Kirche erfüllt ihren Auftrag: In diesem Monat Oktober beten wir zum Beispiel besonders für den Frieden. Wir glauben, dass Frieden möglich ist und dass er vor allem durch die Wiederherstellung der Gerechtigkeit möglich ist. Wenn sich alle - die russische und die ukrainische Regierung sowie die internationale Gemeinschaft - um Gerechtigkeit bemühen, dann wird Frieden möglich sein, aber ohne Gerechtigkeit ist Friede unmöglich."
Die Lage in Odessa
Bisher tobt der Krieg weiter. Und er ist auch im Bistum Odessa-Simferopol teilweise deutlich zu spüren:
„Einige Gebiete unseres Bistums sind von den Russen besetzt: Dort herrschen Terror und Verfolgung der Zivilbevölkerung. In diesen Gebieten gibt es Priester, die weiter dort arbeiten und ihr Volk, ihre Gemeinden nicht im Stich gelassen haben. Drohnenangriffe und Raketenbeschuss gibt es auch in vielen Gebieten. Unsere Diözese ist eine der besonders betroffenen, aber wir verlieren die Hoffnung und den Glauben nicht. In den Menschen, die weiter beten, sehen wir trotz allem Gelassenheit. Die Katholiken treffen sich zum Gebet in den Familien, und einige Menschen, die weiter weg geflohen sind, kommen doch wieder zurück in ihre Häuser", berichtet der Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk, im Interview mit Radio Vatikan.
(vatican news- sst)
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