Die von den Demonstranten angegriffene Polizeistation an diesem Montag Die von den Demonstranten angegriffene Polizeistation an diesem Montag 

Indien: Priester festgenommen

Die Polizei im südindischen Bundesstaat Kerala hat nach gewalttätigen Protesten gegen den Hafen von Vizhinjam in den vergangenen zwei Tagen mindestens 15 katholische Priester festgenommen.

Das berichtet die asiatische Nachrichtenagentur ucanews. Unter den Verhafteten sei auch Erzbischof Thomas Netto. Sein Name taucht zusammen mit dem eines Weihbischofs und einem Dutzend weiterer Priester in einem Polizeibericht auf. Unklar ist, ob einige der Verhafteten zwischenzeitlich wieder auf freien Fuß gesetzt worden sind.

Monatelange Proteste örtlicher Fischer, an denen sich Kirchenleute beteiligten, richteten sich gegen einen im Bau befindlichen internationalen Seehafen. Am Sonntag waren die bislang immer friedlichen Proteste in Gewalt umgeschlagen. Die Bischöfe und Priester der Erzdiözese Trivandrum beteiligen sich an den Protesten, um die Lebensgrundlage von mehr als 50.000 betroffenen Fischern zu schützen. Wegen des im Jahr 2015 begonnenen internationalen Hafenprojekts sollen fast 500 Fischer ihre Häuser aufgrund der durch die Bauarbeiten ausgelösten Küstenerosion verloren haben. Die protestierenden Fischer fordern die Regierung auf, die Bauarbeiten für drei Monate zu stoppen und eine Umweltverträglichkeitsprüfung für das Projekt durchzuführen.

Polizeikontrolle in der Nähe der Baustelle am Montag
Polizeikontrolle in der Nähe der Baustelle am Montag

Angriff auf Polizeistation

Bereits am Samstag hatten Hafengegner die Einfahrt von Lastwagen blockiert, die Baumaterial zum Hafengelände brachten. Die Polizei nahm fünf von ihnen in Gewahrsam und brachte sie auf die örtliche Polizeistation. Darauf griffen Demonstranten am Sonntag die Polizeistation mit Stöcken und Steinen an. Etwa 30 Polizeibeamte sollen verletzt worden sein; die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Schlagstöcke ein, um die Demonstranten zu vertreiben.

Pater Eugene Pereira, einer der Organisatoren der Fischerproteste, beschuldigte die kommunistisch geführte Provinzregierung und das private Unternehmen, das den Seehafen baut, sie hätten die friedlichen Demonstranten provoziert. Pater Michael Thomas, ein weiterer Organisator der Proteste, sagte Montag gegenüber ucanews, die Gewalt und das anschließende Vorgehen gegen die Kirchenführer seien seinem Eindruck nach Teil einer Verschwörung, um die Entschlossenheit der Hafengegner zu schwächen.

„Wir werden unsere Proteste nicht aufgeben, bis die Regierung unsere Forderungen akzeptiert“

„Wir werden unsere Proteste nicht aufgeben, bis die Regierung unsere Forderungen akzeptiert“, so der Priester. Derweil hat die Regierung des Bundesstaats für diesen Montag ein parteiübergreifendes Treffen einberufen, um eine Lösung für die Krise zu finden.

(ucanews – sk)
 

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28. November 2022, 13:49