25. Dezember in Italien: S. Egidio Weihnachtsessen für Arme
Francesca d'Amato und Stefanie Stahlhofen - Vatikanstadt
„Weihnachten ist für uns der Ausgangspunkt. An Weihnachten helfen, ist nicht nur eine einmalige Sache für uns, sondern es ist oft der Ausgangspunkt, um Freundschaften mit armen und ausgestoßenen Menschen oder einsamen Menschen zu knüpfen. Wir wollen gemeinsam mit ihnen einen Neustart schaffen und versuchen, allen ein Freund zu sein und keinen auszuschließen. Weihnachten ist ein Fest der Familie, das heißt für uns: Wir sind alle eine Menschheitsfamilie, wir sind die Familie all jener, denen es schlecht geht, die keine Familie haben oder ausgerechnet an Weihnachten alleine wären", berichtet Carlo Santoro von Sant'Egidio im Interview mit Radio Vatikan.
Und so organisiert die katholische Gemeinschaft, die ihren Hauptsitz im römischen Stadtteil Trastevere hat, unter dem Motto „es ist Platz am Tisch" inzwischen schon seit 40 Jahren in der Kirche Santa Maria in Trastevere immer am 25. Dezember ein Weihnachtsessen für alle, die einsam, arm, krank und hilfsbedürftig sind. Sie bekommen so nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch Wärme, menschliche Nähe und Solidarität und das Gefühl eines Zuhauses an Weihnachten geschenkt. Und manchmal hält das auch nach Weihnachten noch an:
„Ich erinnere mich an ein Weihnachtsessen, bei dem ein einsamer Mann da war, den wir auf der Straße getroffen und eingeladen hatten. Er wusste am Anfang gar nicht, wo er war: Ja, in einer Kirche, aber es gab Tische und Essen, es war wie ein Weihnachtsessen in der Familie. Etwas, das er - glaube ich - lange nicht mehr erlebt hatte. Ich habe mich neben ihn gesetzt und er sagte mir: ,Ich denke, so ungefähr muss es auch im Paradies sein. Wir sitzen alle beisammen, in Frieden und Freundschaft, und haben Hoffnung auf eine bessere Zukunft.` Das hat mich persönlich sehr berührt. Und an diesem Tag hat eine sehr starke Freundschaft zwischen uns begonnen, die immer noch hält. Ich denke, das Paradies ist: Beim Herrn sein, mit ihm armen und bedürftigen Menschen nahe sein. Vielleicht geht es genau darum, das an Weihnachten wiederzuentdecken."
Weihnachtsaktion inzwischen über Italien hinaus verbreitet
Inzwischen beteiligen sich laut Sant'Egidio übrigens mehr als 80.000 Menschen in Italien und 250.000 weltweit an der Aktion. Sant'Egidio ist ein Bezugspunkt für hilfsbedürftige Menschen, aber es ist nicht nur ein Ort, an dem sie Kleidung, eine warme Mahlzeit und eine Duschgelegenheit suchen, sondern manchmal auch einfach nur einen Gesprächspartner oder einen Freund:
„Oft sind es Menschen, gegenüber denen es viele Vorurteile gibt, mit denen man nicht leicht in Kontakt kommt. Für diese Leute ist es wichtig, dass ihnen jemand zuhören kann, sie vielleicht versteht. Das ist ein wichtiger Schritt, den jeder von uns machen kann. Es gibt Geschichten von Menschen, die auf der Straße leben, sie hatten oft Pech und ihr Leben hat eine schlechte Wende genommen. Aber auch diese Menschen haben eine große Kultur, sie haben ihr Leben damit verbracht, die Welt zu bereisen. Mit ihnen befreundet zu sein, ermöglicht uns Menschlichkeit. Wir können befreundet sein mit Menschen, von denen wir nie geglaubt hätten, dass wir sie kennenlernen würden, die wir uns nie als Freunde vorgestellt hätten. Und diese Leute können am Ende wie eine Familie für uns sein, sie werden wirklich ein Teil unserer Familie", berichtet Carlo Santoro von Sant'Egidio.
Helfen macht glücklich - und jeder kann helfen
Die meisten Helfer von Sant'Egidio sind ehrenamtlich aktiv und haben laut Carlo Santoro viel Freude dabei:
„Einem armen Menschen Freund sein, ihm zu helfen, bringt Freude und ein gewisses Glücksgefühl. Viele Arme haben mich auch gelehrt, dass jeder von uns anderen helfen kann. Es gibt keinen, der so arm ist, dass er nicht doch irgendwie anderen Bedürftigen helfen könnte. Das gibt auch viel Würde und es lehrt uns, dass Freundschaft und Solidarität keine Einbahnstraßen sind. Es kann nicht immer nur jemand helfen, dem es gut geht. Auch viele Menschen, die auf der Straße leben oder früher mal obdachlos waren, helfen uns dabei, vielen anderen zu helfen. Sie können das manchmal noch viel besser als wir, denn sie wissen, was es heißt, im Freien zu schlafen, im Regen, auf der Suche nach einer Decke zu sein. "
Carlo Santoro von Sant'Egidio denkt in diesem Jahr an Weihnachten außerdem besonders an die Menschen in der Ukraine, wo der Krieg die Leben und Häuser vieler Menschen zerstört. Er hofft, dass der russisch-ukrainische Krieg bald beendet sein möge und wirbt auch hier im Interview mit Radio Vatikan für Solidarität und Hilfe - auch über Weihnachten hinaus.
(vatican news - sst)
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