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Anti-Abtreibungs-Demonstranten nehmen zum ersten Mal seit der Aufhebung des Abtreibungsurteils Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof an dem jährlichen "Marsch für das Leben" in Washington teil, 20. Januar 2023. Anti-Abtreibungs-Demonstranten nehmen zum ersten Mal seit der Aufhebung des Abtreibungsurteils Roe v. Wade durch den Obersten Gerichtshof an dem jährlichen "Marsch für das Leben" in Washington teil, 20. Januar 2023. 

„March for Life“: US-Lebensschutzbewegung feiert „neue Ära“

Mehr als 100.000 Menschen haben sich am Freitag in Washington zum 50. „March for Life“ (Marsch für das Leben) versammelt. Es war die erste derartige Kundgebung in den USA seitdem das Gerichtsurteil „Roe v. Wade“ aus dem Jahr 1973, das landesweit Abtreibungen ermöglichte und Anlass der seither jährlichen Lebensmärsche war, vergangenen Juni gekippt worden war.

Beim diesjährigen Marsch wurde die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes als Beginn einer „neuen Ära“ gefeiert und unter dem Motto „Next Steps: Marching into a Post-Roe America“ künftige Ziele der Lebensschutzbewegung in den USA abgesteckt. Unterstrichen wurde dabei besonders die Notwendigkeit, auf Bundes- und Staatenebene weiterhin auf Gesetze zum Schutz der Schwächsten hinzuarbeiten.

Zu den rund ein Dutzend Rednern der Auftaktveranstaltung auf der National Mall gehörte der Jesus-Darsteller der TV-Serie „The Chosen“, Jonathan Roumie. Der Schauspieler warb für eine „Pro-Life-Kultur“ und sprach von einem „geistlichen Kampf“, der in den USA und weltweit weiter um Abtreibung geführt werde. Christen sollten dabei ihren Glauben angesichts des Widerstands, der auch aus Populärkultur und Medien komme, ernst nehmen. „So wie Gott real ist, ist auch Satan real. Er bringt dich zum Zweifeln, obwohl du in deinem Herzen weißt, dass du das Richtige tust. Er will uns glauben machen, dass Abtreibung nicht schädlich ist“, warnte Roumie. Wichtig sei, im soliden Glauben an Gott verwurzelt zu sein und auch jene zu lieben, deren Meinung nicht mit der eigenen übereinstimme. „Fürchtet euch nicht! Schwimmt gegen den Strom! Wählt das Leben!“, so sein Appell.

Abtreibungsgesetze

Auch die Abtreibungsgesetze in den USA waren ein Thema. Staatsanwältin Lynn Fitch, die im Vorjahr das landesweite Abtreibungsrecht in den USA mit zu Fall gebracht hatte, betonte, das Eintreten für den Lebensschutz müsse weitergehen. Als „erste gewonnene Schlacht“ bezeichnete der neue Fraktionsvorsitzende der Republikaner im Kongress, Steve Scalise, das Ende von Roe v. Wade. Dank der neuen Mehrheitsverhältnisse im Kongress sei es kürzlich im 80. Anlauf endlich gelungen, ein Gesetz zu verabschieden, das medizinische Versorgung für jene Kinder vorschreibt, die nach ihrer Abtreibung außerhalb des Mutterleibes überleben. Die Annahme dieses Gesetzes im demokratisch bestimmten Senat sei allerdings fraglich. Der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Republikaner Kevin McCarthy, dankte der Pro-Life-Bewegung für ihren Einsatz.

Viel Aufmerksamkeit erhielt die kurze Rede der Italienerin Gianna Emanuela Molla, Tochter der 2004 heiliggesprochenen Gianna Beretta Molla. Die Kinderärztin war 1962 verstorben, als sie es abgelehnt hatte, ihr eigenes Kind abtreiben zu lassen, um ihre Gesundheit zu retten. „Ich danke meinen Eltern für das Geschenk des Lebens. Ich wäre nicht hier mit Ihnen allen, wenn ich nicht so sehr geliebt worden wäre“, so die damals geborene Frau, die ebenfalls Ärztin ist, zu den Teilnehmenden. Auch eine junge Demokratin des Repräsentantenhauses von Connecticut, Trenee McGee, sprach als Vertreterin der „pro-life-black-women weltweit“, sowie eine Frau mit Down-Syndrom, Casey Gunning, die betonte: „Ich liebe mein Leben. Ich habe das Down-Syndrom. Aber das definiert mich nicht. Ich bin von Gott definiert. Wir sind alle unendlich viel wert, ob geboren oder ungeboren, ob behindert oder nicht.“

Kirchenvertreter

Als Kirchenvertreter wandte sich der Bischof von Arlington, Michael Burbidge, an die Menge. „Wir sind so stolz auf euch. Vielen Dank für euer Zeugnis“, richtete er in seiner Funktion als Vorsitzender des Pro-Life-Ausschusses der US-Bischofskonferenz aus. Burbidge hatte am Vorabend des Marsches einen Gottesdienst in der Basilika des Nationalheiligtums mit mehr als 9.000 Mitfeiernden geleitet und dabei das Ende des jahrzehntelang gültigen Richterspruchs, der ein „Schandfleck“ für die USA gewesen sei, als „Anlass zum Feiern“ genannt. Auch die Kardinäle Sean Patrick O'Malley aus Boston und Wilton Gregory aus Washington sowie der Vorsitzende der katholischen US-Bischofskonferenz, Erzbischof Timothy Broglio, nahmen bei der Feier teil. Der Apostolische Nuntius in den USA, Erzbischof Christophe Pierre, versicherte, Papst Franziskus sei mit den Teilnehmern des Marsches im Geiste verbunden.

Seit der Aufhebung von „Roe v. Wade“ wurde in den vergangenen Monaten in etlichen US-Bundesstaaten der Zugang zu Abtreibung eingeschränkt, wiewohl aber auch fünf andere bei den Zwischenwahlen im November für ein „Recht auf Abtreibung“ stimmten und Verbote des Verfahrens in Staaten wie Montana, Ohio und Wyoming durch Anfechtungen vor staatlichen Gerichten blockiert wurden. Seit Jahresbeginn ist es zudem Apotheken in den USA erstmals erlaubt, die Abtreibungspille Mifepriston auszugeben.

Entscheidend für die weitere Entwicklung wird die Präsidentschaftswahlen 2024 sein. Die „Students for life“, eine der größten Lebensschutzbewegungen der USA, wollten am Samstag erstmals darüber abstimmen, welchen republikanischen Kandidaten sie dabei unterstützen werden.

(kap – mg)

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21. Januar 2023, 11:55