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In der Altstadt von Jerusalem In der Altstadt von Jerusalem  (ANSA)

Israel: Starke Zunahme von Angriffen auf Christen

Der neue Abt der deutschsprachigen Benediktiner-Abtei Dormitio in Jerusalem, Nikodemus Schnabel, beobachtet seit dem Antritt der rechts-religiösen Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Israel eine starke Zunahme von Angriffen auf Christen.

Auch die Qualität der Angriffe habe sich verändert, berichtete der Anfang Februar neu gewählte Abt im Interview mit dem ORF an diesem Freitag. „Es geht nicht mehr darum, ob ich angespuckt werde, sondern wie oft am Tag“, so der Ordensmann.

Auch das angerempelt und beschimpft werden habe in einer Art und Weise zugenommen, „die unbeschreiblich ist“, so Schnabel. So sei das jüdische Viertel der Altstadt von Jerusalem für ihn, als durch seine Ordenstracht klar erkennbaren Christen, zu einer „No-go-Area“ geworden.

Starker Hass

Die Täter seien meist klar als Mitglieder des national-religiösen Lagers zu identifizieren, so der Abt. „Wir können es auch politisch klar verorten“, es seien Menschen, „die ganz klar die Einstellung haben, Israel den Juden, Nicht-Juden raus. Deren Hass spüren wir sehr stark momentan“. Befeuert würden ihre Ansichten auch durch Politiker, wie den neuen Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, betonte Schnabel.

Jerusalem
Jerusalem

Der Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem, Markus Bugnyar, warnt hingegen vor einer Überbewertung solcher Vorfälle: „Ich lebe jetzt seit gut 20 Jahren in Jerusalem, ich habe solche Phasen, solche Wellen von Eskalation immer wieder erlebt“, sagte er.

„Wir erleben jetzt gerade so eine Welle“

Mehrmals in den vergangenen Jahren hätten „religiöse Fanatiker“ geglaubt, jetzt sei ein guter Moment, Aktionen gegen christliche Einrichtungen zu setzen. „Wir erleben jetzt auch gerade so eine Welle, und die mag möglicherweise für diese Kreise mit der aktuellen Koalitionsregierung zu tun haben“, so Bugnyar, daran alleine würde er es allerdings nicht festmachen wollen.

Graffitis mit dem Slogan „Tod den Christen“

In diesem Jahr ist es in Israel bereits zu einer Reihe von Angriffen auf christliche Einrichtungen gekommen - u.a. zu Jahresbeginn zur Schändung des Jerusalemer evangelischen Friedhofs, zur Schändung einer maronitischen Kirche im Norden des Landes, Graffitis mit dem Slogan „Tod den Christen“, Angriffe auf christliche Jugendliche und Restaurantbesucher sowie zuletzt die Zerstörung einer Jesus-Statue am Kreuzweg.

Aufgrund dieser Angriffe hatten erst Anfang der Woche dreihundert Religions- und Geisteswissenschaftler an Universitäten und Hochschulen in Israel den christlichen Gemeinschaften des Landes ihre Unterstützung zugesichert. „Wir fordern die Behörden dringend auf, entschlossen gegen die für diese Straftaten verantwortlichen Täter vorzugehen und die Angehörigen aller Religionen vor Hass, Ignoranz und Gewalt zu schützen“, hieß es in einem offenen Brief der Akademiker.

(kap – sk)
 

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24. Februar 2023, 12:25