Bei der Kontinental-Phase der Weltsynode in Prag am 6.2.2023 Bei der Kontinental-Phase der Weltsynode in Prag am 6.2.2023 

CCEE und SBK zum Europa-Treffen in Prag

Zum Ende der ersten Phase der Kontinentalversammlung für Europa im Rahmen der Weltbischofssynode haben am Donnerstagabend auch die Schweizer Delegation und der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) eine Erklärung abgegeben. Sie betonten, wie schon die deutsche Delegation, dass es eine bereichernde Erfahrung war, bei der auch Spannungen und unterschiedliche Sichtweisen deutlich wurden. Einig sind sich alle, gemeinsam weiterzugehen.

„Die Schweizer Delegation steht vor einem europäischen Mosaik, in dem die katholische Kirche eine grosse Vielfalt an Gegebenheiten und Mentalitäten aufweist. Sie begegnet Spannungen, aber auch einem grossen Entgegenkommen, bemerkenswerten gemeinsamen Ansätzen bei den dringlichsten Themen und einem allgemeinen Willen, den Weg gemeinsam zu gehen", heißt es in einer Medienmitteilung der katholischen Schweizer Bischöfe vom Donnerstagabend. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) hat nach Prag den SBK-Vorsitzenden, den Basler Bischof Felix Gmür, die Generalsekretärin der Römisch-Katholischen Kirche im Kanton Aargau Tatjana Disteli und Helena Jeppesen-Spuhler, Mitarbeiterin des Fastenopfers Schweiz geschickt. Weitere zehn Delegierte waren online zugeschaltet. 

„Ein Beginn, an dem es keine Umkehr mehr gibt“

Diese kontinentale Versammlung für Europa sei „historisch" neu und „ein Beginn, an dem es keine Umkehr mehr gibt", heißt es weiter in der Erklärung der Delegation aus der Schweiz. Alle Meinungen könnten geäußert werden- „auch wenn sie polarisieren". Befürchtungen und Hoffnungen kämen „ungefiltert" auf den Tisch, Veränderungen würden gefordert. 

Alle hören - und Veränderungen anstoßen

Wie das Fazit der deutschen Delegation erwähnt auch das SBK-Kommuniqué die LGBTQIA+-Gruppe explizit.  Eine integrative katholische Kirche müsse dieser Gruppe, so wie „allen Vernachlässigten" einen „echten Platz" einräumen. Konkret erwähnt die SBK in diesem Zusammenhang auch Frauen, Jugendliche, Migrant/innen, „Menschen in prekären Verhältnissen usw." Das Thema Missbrauch  sprechen die Schweizer in einem Satz an: Die Schweizer Delegation wünsche sich „Veränderungen, sofortige Bewusstseinsbildung angesichts von Missbrauch, Ungerechtigkeiten und der Verzagtheit der Gläubigen, die sich von der Kirche abwenden." 

„Bewusstseinsbildung angesichts von Missbrauch, Ungerechtigkeiten und der Verzagtheit der Gläubigen, die sich von der Kirche abwenden“

Die Schweizer-Kontinental-Synoden-Gruppe geht auch auf Zweifel bei der Synode ein: „Einige Menschen befürchten, dass diese Synode nichts bewirken oder enttäuschen wird. Vielleicht wird sie einige Gläubige verunsichern, aber es ist auch wichtig, notwendig und hoffnungsvoll, sich den Fragen zu stellen. Die Synode soll ein Rendezvous mit der Zukunft sein."

CCEE: Den synodalen Weg weitergehen

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) verbeitete am Donnerstagabend eine zwei Seiten lange Schlusserklärung auf Englisch und Italienisch; online war diese zunächst nicht zu finden. In dem Fazit, das Radio Vatikan vorliegt, wird die spirituelle Erfahrung des Treffens gewürdigt, Spannungen aber auch nicht verschwiegen. Es sei deutlich geworden, „dass es möglich ist, einander zu begegnen, einander zuzuhören und einen Dialog zu führen, ausgehend von unseren Unterschieden und jenseits der vielen Hindernisse, Mauern und Barrieren, die uns unsere Geschichte in den Weg stellt." 

Viele Wunden zu heilen

Auch die CCEE-Schlusserklärung geht auf aktuelle Herausforderungen der katholischen Kirche ein - wie etwa die Missbrauchsälle, den Ukraine-Krieg oder das jüngste Erdbeben in der Türkei und Syrien: „Vor allem haben wir wieder einmal den Schmerz der Wunden gespürt, die unsere jüngste Geschichte kennzeichnen, angefangen bei den Wunden, die die Kirche durch den Missbrauch von Menschen verursacht hat, die ein kirchliches Amt oder einen kirchlichen Dienst ausübten. Wir haben mehrfach die unbarmherzige Gewalt des Aggressionskrieges erwähnt, der die Ukraine entstellt. Wir haben an die Opfer des Erdbebens gedacht, das die Türkei und Syrien verwüstet hat." 

Agenda für die Weltsynode

Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen nennt auch konkrete Themenfelder, die bei der Weltsynode weiter diskutiert werden sollten, etwa das Verständnis von Synodalität und der (Weihe)Ämter in der katholischen Kirche. Außerdem heißt es in dem Fazit, es gelte, „konkrete und mutige Entscheidungen über die Rolle der Frauen in der Kirche und über ihre stärkere Beteiligung auf allen Ebenen, auch an Entscheidungs- und Beschlussfassungsprozessen, zu treffen". Ebenso gelte es, Spannungen im Bereich Liturgie aufzulösen und den Menschen die Botschaft der Kirche und des Evangeliums wieder näherzubringen. Auch der Schrei der Armen und aller Kriegsopfer müsse gehört werden. Die CCEE plädiert zudem für geistliche Unterscheidung „discernimento" und „aggiornamento" im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils. 

„Konkrete und mutige Entscheidungen über die Rolle der Frauen in der Kirche und über ihre stärkere Beteiligung auf allen Ebenen, auch an Entscheidungs- und Beschlussfassungsprozessen“

Kontinentalversammlungen regelmäßig halten

Das synodale Vorgehen sei nicht nur eine Methode, sondern eine „Lebensweise unserer Kirche, als eine gemeinschaftliche Unterscheidung und als ein Erkennen der Zeichen der Zeit", heißt es in diesem Kontext. Die CCEE kündigt daher auch an, dass kontinetale Versammlungen zu einem „periodischen Termin" werden soll, um dort auf synodale weise Gelegenheit zu haben,  „die Themen anzusprechen, bei denen unsere Bemühungen reifen und intensiviert werden müssen."

Hintergrund

Papst Franziskus hat im Oktober 2021 in einem neuen Prozess alle zur Beteiligung an der nächsten Weltbischofssynode aufgerufen. Es gab zunächst Konsultationen der Ortskirchen, dann ging es in die kontinentale Phase, bei der die katholischen Kirchen eines Kontinenten sich über die Ergebnisse der ersten Phase austauschten. Das Europa-Treffen findet in diesem Rahmen vom 5. bis 12. Februar 2023 in Prag statt. Diesen Donnerstag endete dort der erste Teil der kontinentale Phase Europas des weltweiten synodalen Prozesses. Delegationen von 39 Bischofskonferenzen haben daran teilgenommen. Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen hatte darüber hinaus noch 40 weitere Gäste eingeladen. Neben den Delegierten in Prag waren zudem aus jedem Land bis zu zehn Teilnehmer online zugeschaltet. Der Versammlung in Prag, die am vergangenen Sonntag (5.2.2023) begann, schließt sich nun eine Konferenz der Vorsitzenden aller europäischen Bischofskonferenzen an, die diesen Sonntag (12.2.2023) endet.

(sbk/ccee/pm - sst)

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09. Februar 2023, 21:12