Österreich-Delegierte in Prag: Synodaler Prozess bleibt offen
Sie betonten am Mittwoch gegenüber Kathpress, dass nun die unterschiedlichen europäischen Positionen, Wünsche und Erwartungen in ihrer ganzen Bandbreite und Widersprüchlichkeit offen auf dem Tisch lägen, der weitere Prozess nun aber noch weitgehend offen sei. Insgesamt sei durch die intensive Arbeitsweise in Prag ein „beeindruckendes, aber auch heterogenes und widersprüchliches Bild an unterschiedlichen Vorstellungen zutage getreten", brachte es etwa Welte auf den Punkt. Viele Teilnehmende habe das überrascht, mitunter auch ratlos gemacht.
Es sei offensichtlich, „dass die Positionen etwa im Bereich des Umgangs mit LGBTIQ-Menschen unvereinbar miteinander sind". Daraus ergebe sich ein hoher Gesprächsbedarf in den Delegationen, der phasenweise auch in Sprachlosigkeit münde.
Die Hauptaufgabe in Prag liege wohl darin, so Welte, „diese Spannungen offen zu benennen und gemeinsam auszuhalten". Grundsätzlich habe er den Eindruck, „dass einander alle Delegationen dabei mit einem hohen Maß an Wertschätzung begegnen, auch wenn die vertretenen Positionen sehr konträr sind". Auffällig sei aber auch, dass der Austausch zwischen Delegationen mit ähnlichen Fragestellungen höher sei. Hier zeigten sich deutliche Ost-West-Linien.
Polak: Zu viel Innerkirchliches
Wie die Wiener Pastoraltheologin Polak ausführte, reiche die Bandbreite der Positionen vom Wunsch nach Veränderungen der kirchlichen Lehre und Strukturen bis zur Ablehnung ebendieser Veränderungen - insbesondere mit Blick auf die neuralgischen Themen Frau in der Kirche, Inklusion von z.B. gleichgeschlechtlichen Partnerschaften oder LGBTQ-Personen. Ebenso heterogen seien die Vorstellungen bezüglich der Lösungen der offenkundigen Spannungsfelder. Die Fokussierung auf innerkirchliche Themen führe aber leider dazu, „dass Themen, die die Sendung der Kirche in der Welt betreffen - abgesehen von der Forderung nach Evangelisierung und Mission -, vergleichsweise zu kurz kommen", bedauerte Polak.
Diese Situation sei einerseits bemerkenswert, da diese öffentlich sichtbar werdende Heterogenität für viele in der Kirche Europas offenbar ein Novum sei; zugleich freilich auch „Bedingung der Möglichkeit, in einen substantielleren Austausch zu kommen". Zugleich führten die damit verbundenen Spannungen auch zu Verunsicherung, Ratlosigkeit, aber auch Allianzenbildung. Dies tue zwar dem geistlichen Charakter des Prozesses nicht besonders gut, sei aber angesichts der Unklarheit, wie man zu Ergebnissen oder Entscheidungen kommt, eine aus ihrer Sicht logische Folge, so Polak.
Theologische Argumente untergeordnet
So stünden die unterschiedlichen Positionen einander relativ unvermittelt gegenüber. Fazit der Theologin: „Der Prozess ist also offen - mit all den Stimmungen und Verhaltensweisen, die sich mit offenen Prozessen verbinden." Generell werde der Wunsch nach einem gemeinsamen Weitergehen breit geäußert, wobei: „In einer Versammlung, die sich immer wieder auf den Heiligen Geist beruft, wären gegenteilige Äußerungen wohl auch nur schwer möglich."
Persönlich falle ihr zudem auf, „dass nach wie vor für viele unklar ist, wie die Unterscheidung vonstattengehen kann und dass theologische Argumentationen eine marginale bis keine Rolle spielen."
Österreich ist in Prag neben Polak und Welte auch noch mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, und der Innsbrucker Hochschul-Rektorin und Theologin Petra Steinmair-Pösel vertreten. Ausgangspunkt für die mehrtägigen Beratungen ist das Vorbereitungsdokument „Mach den Raum deines Zeltes weit" (Jes 54,2), das der Vatikan im Oktober 2022 veröffentlichte.
Die erste Phase der Versammlung - an ihr nehmen 200 Personen vor Ort sowie 390 Online-Delegierte teil - dauert noch bis einschließlich Donnerstag. Am Donnerstag soll dann eine gemeinsame Erklärung verabschiedet werden. Anschließend tagen von 10. bis 12. Februar die 39 Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen in Europa. Sie werden sich mit dem Abschlussdokument befassen und planen dazu eine Stellungnahme.
(kap – gs)
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