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Gespräche bei der Versammlung in Prag Gespräche bei der Versammlung in Prag 

Kontinentalphase in Prag: Iren fordern Konsequenzen aus Missbrauch

Die irische Delegation bei der Europa-Etappe der katholischen Weltsynode hat radikale Konsequenzen aus dem kirchlichen Missbrauchsskandal gefordert. Der Missbrauch habe tiefe Wunden gerissen und bei vielen Menschen den Glauben zerstört, heißt es in der am Dienstagvormittag von einer Katholikin und einem Priester verlesenen Stellungnahme der irischen Delegation.

Dies betreffe am meisten die Opfer, aber auch viele Gläubige, Priester und Bischöfe. Viele könnten in einer Kirche, die so viele betrogen habe, keine gute Nachricht mehr hören. Deshalb sei nun Umkehr nötig. Der Missbrauch bleibe eine offene Wunde, wenn er nicht umfassend angegangen werde. Nur wenn eindeutig gehandelt und tiefer angesetzt werde, um die Ursachen vollständig zu verstehen, könne die Kirche das „Feldlazarett“ werden, das Papst Franziskus gefordert habe.

In der Vorbereitung auf die Synode hätten viele irische Katholiken beklagt, dass Frauen von Diensten und Entscheidungen in der Kirche ausgeschlossen würden. Viele Katholiken in Irland forderten eine Zulassung von Frauen zu Diakonat und Priestertum. Auch hätten viele, die in Liebesbeziehungen lebten, die der Lehre der Kirche widersprechen, sich verletzt gezeigt, weil sie sich in kirchlichen Kreisen und durch die Sprache kirchlicher Dokumente ausgeschlossen und erniedrigt fühlten.

Die Kontinetalphase der Weltsynode in Prag
Die Kontinetalphase der Weltsynode in Prag

Es müsse geklärt werden, ob das Symbol der Kirche als Zelt ein Symbol des Einladens oder des Ausschließens werde. Schon jetzt habe die Teilnahme vieler an dem synodalen Prozess neue Freude am Kirche-Sein vermittelt. Etliche Missbrauchsfälle hätten vermieden werden können, wenn die Kirche damals schon synodaler gewesen wäre. Es gebe eine große Sehnsucht nach einer offeneren und einladenden Kirche. Die Menschen verlangten nach mehr Offenheit in der Liturgie, in der Sprache, in Strukturen und in Entscheidungsprozessen, referierte die irische Delegation.

Klerikalismus überwinden

Der Klerikalismus müsse durch breite Mitwirkungsmöglichkeiten aller in der Kirche überwunden werden. Die Kirche müsse „alle notwendigen Änderungen in Lehre, Strukturen, Kirchenrecht und Seelsorge“ ins Auge fassen und dabei darauf achten, dass die kirchliche Gemeinschaft und die Lehre Jesu beibehalten werde.

Der Beitrag der irischen Delegation war der 14. in einer Reihe von 39 Stellungnahmen, die sich bei der Versammlung in Prag über drei Vormittage hinziehen. Vor den Iren hatten am Montag unter anderen bereits Deutsche und Franzosen weitreichende Veränderungen als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal gefordert. Weitere Delegationen, darunter die aus Österreich, hatten beim Thema Missbrauch eine vertiefte Aufarbeitung verlangt.

Lehre und Strukturen nicht in Frage stellen

Der Vatikan hatte Forderungen nach Änderungen der gültigen kirchlichen Lehre im Zusammenhang mit Reformprozessen zurückgewiesen. So machte der Heilige Stuhl im Juli 2022 etwa gegenüber dem deutschen Synodalen Weg deutlich, dass Gläubige werde zu neuen kirchlichen Leitungsstrukturen noch zu neuen Ausrichtungen von Lehre und Moral verpflichtet werden könnten. Der Synodale Weg in Deutschland war vorrangig aus dem Anliegen der Bischöfe und Laienvertreter entstanden, Konsequenzen aus der kirchlichen Missbrauchskrise zu ziehen.

Mehrere Delegationen aus Süd- und Osteuropa warben bei der Kontinentalversammlung in Prag in ihren Beiträgen jetzt dafür, Lehre und Strukturen der Kirche nicht in Frage zu stellen. So warnte etwa der Sprecher der litauischen Delegation ausdrücklich vor einer „Verfälschung der christlichen Lehre“ und verteidigte die klerikale Struktur der katholischen Kirche. Zugleich betonte er, dass die Forderung nach einer Frauenordination in seinem Land kein Thema sei.

„Einige Skandale“ greift zu kurz

Am Montagabend hatten einige Redner in Prag eine mangelnde Berücksichtigung von Missbrauchsopfern kritisiert. Die umfassendste Kritik äußerte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing. Er sagte, es komme in den bisherigen Beiträgen zu wenig zur Sprache, dass die Kirche „zutiefst verwundet sei“, weil zahlreiche Priester und Ordensleute durch sexuellen Missbrauch „Menschen in der Kirche verwundet haben“.

Die Situation sei dramatisch, betonte Bätzing. In Europa gebe es „Hunderttausende Opfer“ von sexuellem Missbrauch durch Geistliche. Wenn diese nicht gehört würden, sei keine Vergebung möglich. Es sei unverständlich, warum die Opfer bei der Synode keine Stimme hätten. Bätzing würdigte zugleich, dass im Vorbereitungspapier in einem Kapitel der Missbrauch erwähnt werde, bezeichnete dies aber als unzureichend.

Ähnlich wie Bätzing kritisierte auch der in Moskau arbeitende Jesuitenpater Stephan Lipke den bisherigen Umgang mit dem Missbrauchsskandal in der Synode. Dabei erwähnte er die Predigt des Prager Erzbischofs Jan Graubner beim Eröffnungsgottesdienst am Sonntagabend. Dieser habe von „einigen Skandalen“ durch Männer der Kirche und durch Geistliche gesprochen, in Wahrheit gebe es aber sehr viele Skandale und Verletzungen. Es sei ein „riesiges Problem, das wir ernsthaft angehen müssen, um herauszufinden, was Umkehr und Neuanfang bedeuten können“.

(kna/vatican news – mg/pr)

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07. Februar 2023, 12:32