Kard. Béchara Boutros Raï, maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients, mit Papst Franziskus (Februar 2020) Kard. Béchara Boutros Raï, maronitischer Patriarch von Antiochien und des ganzen Orients, mit Papst Franziskus (Februar 2020) 

Libanon: Einkehrtage für christliche Abgeordnete

Die Sackgasse überwinden, in die die Präsidentschaftswahlen geraten sind: das ist das Ziel des maronitischen Patriarchen, der die christlichen Abgeordneten mitten in der Karwoche zu einer „geistlichen Einkehr“ lädt. Ort der mehrstündigen Exerzitien am 5. April wird die Pilgerherberge in Bethania (Harissa) sein.

In seiner Predigt zum Fest des heiligen Josef bezog sich Kard. Béchara Raï am Sonntag ausdrücklich auf die derzeit festgefahrenen Präsidentschaftswahlen. Er rief zu einem „ehrlichen und unparteiischen Dialog, gegenseitigem Zuhören und sorgfältigem Abwägen der zu treffenden Entscheidung“ auf, „ohne Berechnung und Hintergedanken“.

Abgesehen von dem religiösen Element, ist die politische Absicht der Initiative unverkennbar: die Blockade der Präsidentschaftswahlen soll aufgehoben werden. Und die Rechnung scheint aufzugehen: Die libanesischen Streitkräfte haben die Anwesenheit ihrer Abgeordneten bei dem Treffen in Harissa bereits bestätigt. Bisher hatte ihr Vorsitzender Samir Geagea jedes Treffen mit Gebral Bassil, dem Vorsitzenden der Freien Patriotischen Bewegung und Schwiegersohn des ehemaligen Präsidenten Michel Aoun, abgelehnt, dem er vorwirft, das Vertrauen der Partei zu missbrauchen.

Hintergrund

Der Libanon wird seit 2019 von einer beispiellosen Wirtschaftskrise erschüttert. Auch politisch befindet sich das Land seit Jahren in der Krise. Nach dem Auslaufen der Amtszeit von Präsident Michel Aoun im Oktober konnte sich das Parlament bisher nicht auf einen Nachfolger einigen. Vergangene Woche kündigte die Hisbollah an, die Kandidatur des maronitischen Politikers Sleiman Frangie zu unterstützen. Auch die derzeitige Regierung um Ministerpräsident Mikati ist seit den Wahlen im Mai vergangenen Jahres nur noch ad interim im Amt, jedoch scheiterte bisher eine neue Regierungsbildung.

(asianews/vaticannews – skr)
 

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22. März 2023, 12:21