Polen: „Johannes Paul II. nicht diskreditieren“
Ein Fernsehbeitrag und das Buch eines niederländischen Journalisten haben in Polen Zweifel am Umgang Karol Wojtyłas, des späteren Papstes, mit Missbrauchsfällen genährt. Wojtyła war von 1964 bis zu seiner Papstwahl 1978 Erzbischof von Krakau. Papst Franziskus hat seinen Vorgänger Johannes Paul II. 2014 heiliggesprochen.
Die polnischen Bischöfe betonen, dass das Verfahren zur Heiligsprechung Johannes Pauls alle Fragen und Zweifel ausgeräumt habe. Allerdings gebe es, wie Erzbischof Grzegorz Ryś erklärte, keinen Bischof, der sich einer zuverlässigen historischen Untersuchung widersetze.
„Das Problem ist nicht der Zugang zu den Archiven. Das Problem ist die korrekte Quellenkritik“, sagte der Erzbischof von Łódź. „Das Wissen, das wir z.B. durch die Einsichtnahme in die Archive des Instituts für Nationales Gedenken (IPN) erlangen, muss auf der Grundlage der kirchlichen Archive einer Quellenkritik unterzogen werden.“ Man dürfe das, was die Handlanger des damaligen kommunistischen Regimes geschrieben hätten, nicht einfach zum Nennwert nehmen.
„Wir leben heute in einem anderen Land“
Außerdem sei es aus seiner Sicht fehlerhaft, „Kardinal Wojtyła an unseren heutigen kirchlichen und staatlichen Realitäten zu messen“: „Wir leben heute in einem anderen Land“. Auch Papst Franziskus äußerte vor kurzem in einem Interview, man dürfe an damalige Verhältnisse nicht den heutigen Maßstab anlegen.
Umfassende Missbrauchs-Studie geplant
Der polnische Primas, Erzbischof Wojciech Polak, erklärte nach Abschluss der Vollversammlung, die Kirche wolle eine unabhängige Untersuchung auf den Weg bringen. Diese soll den kirchlichen Umgang mit Missbrauchsfällen in allen Bistümern und Ordensgemeinschaften Polens, über Krakau hinaus, durchleuchten.
Dazu soll eine Kommission unabhängiger Experten die einschlägigen Akten aus staatlichen wie aus kirchlichen Archiven unter die Lupe nehmen. Das haben die Bischöfe nach Polaks Angaben einstimmig beschlossen.
(vatican news/kai – sk)
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